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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64583 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1508<br />

die Mündung der Büchse, um zu erproben, ob sie<br />

auch geladen sei. – Von zehn Dingen, die uns ärgern,<br />

würden neun es nicht vermögen, wenn wir sie recht<br />

gründlich, aus ihren Ursachen, verständen <strong>und</strong> daher<br />

ihre Nothwendigkeit <strong>und</strong> wahre Beschaffenheit erkennten:<br />

dies aber würden wir viel öfter, wenn wir sie<br />

früher zum Gegenstand der Ueberlegung, <strong>als</strong> des Eifers<br />

<strong>und</strong> Verdrusses machten. – Denn was, für ein unbändiges<br />

Roß, Zügel <strong>und</strong> Gebiß ist, das ist für den<br />

<strong>Wille</strong>n im Menschen der Intellekt: an diesem Zügel<br />

muß er gelenkt werden, mittelst Belehrung, Ermahnung,<br />

Bildung u.s.w.; da er an sich selbst ein so wilder,<br />

ungestümer Drang ist, wie die Kraft, die im herabstürzenden<br />

Wasserfall erscheint, – ja, wie wir wissen,<br />

im tiefsten Gr<strong>und</strong>e, identisch mit dieser. Im höchsten<br />

Zorn, im Rausch, in der Verzweiflung, hat er das<br />

Gebiß zwischen die Zähne genommen, ist durchgegangen<br />

<strong>und</strong> folgt seiner ursprünglichen Natur. In der<br />

Mania sine delirio hat er Zaum <strong>und</strong> Gebiß ganz verloren,<br />

<strong>und</strong> zeigt nun am deutlichsten sein ursprüngliches<br />

Wesen <strong>und</strong> daß der Intellekt so verschieden von<br />

ihm ist, wie der Zaum vom Pferde: auch kann man<br />

ihn, in diesem Zustande, der Uhr vergleichen, welche,<br />

nach Wegnahme einer gewissen Schraube, unaufhaltsam<br />

abschnurrt.<br />

Also auch diese Betrachtung zeigt uns den <strong>Wille</strong>n<br />

<strong>als</strong> das Ursprüngliche <strong>und</strong> daher Metaphysische, den<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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