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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63933 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 858<br />

vertreten, <strong>als</strong>o wirklich vorhanden sind. Daher ist der<br />

Begriff der »Vollkommenheit«, wenn schlechthin <strong>und</strong><br />

in abstracto gebraucht, ein gedankenleeres Wort, <strong>und</strong><br />

eben so das Gerede vom »allervollkommensten<br />

Wesen« u. dgl. m. Das Alles ist bloßer Wortkram.<br />

Nichtsdestoweniger war im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert dieser<br />

Begriff von Vollkommenheit <strong>und</strong> Unvollkommenheit<br />

eine kurrente Münze geworden; ja, er war die<br />

Angel, um welche sich fast alles Moralisiren <strong>und</strong><br />

selbst Theologisiren drehte. Jeder führte ihn im<br />

M<strong>und</strong>e, so daß zuletzt ein wahrer Unfug damit getrieben<br />

wurde. Selbst die besten Schriftsteller der Zeit,<br />

z.B. Lessingen, sehn wir auf das Beklagenswertheste<br />

in den Vollkommenheiten <strong>und</strong> Unvollkommenheiten<br />

verstrickt <strong>und</strong> sich damit herumschlagen. Dabei<br />

mußte doch jeder irgend denkende Kopf wenigstens<br />

dunkel fühlen, daß dieser Begriff ohne allen positiven<br />

Gehalt ist, indem er, wie ein algebraisches Zeichen,<br />

ein bloßes Verhältniß in abstracto andeutet. – Kant,<br />

wie schon gesagt, sonderte die unleugbare große ethische<br />

Bedeutsamkeit der Handlungen ganz ab von der<br />

Erscheinung <strong>und</strong> deren Gesetzen, <strong>und</strong> zeigte jene <strong>als</strong><br />

unmittelbar das Ding an sich, das Innerste Wesen der<br />

<strong>Welt</strong> betreffend, wogegen diese, d.h. Zeit <strong>und</strong> Raum,<br />

<strong>und</strong> Alles, was sie erfüllt <strong>und</strong> in ihnen nach dem Kausalgesetz<br />

sich ordnet, <strong>als</strong> bestand- <strong>und</strong> wesenloser<br />

Traum anzusehn sind.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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