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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64821 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1746<br />

Zweck, d.i. ein Motiv. Ja, wenn wir die Endursache in<br />

der Natur genau betrachten, so müssen wir, um ihr<br />

transscendentes Wesen auszudrücken, einen Widerspruch<br />

nicht scheuen, <strong>und</strong> kühn heraussagen: die Endursache<br />

ist ein Motiv, welches auf ein Wesen wirkt,<br />

von welchem es nicht erkannt wird. Denn allerdings<br />

sind die Termitennester das Motiv, welches den zahnlosen<br />

Kiefer des Ameisenbären, nebst der langen, fadenförmigen<br />

<strong>und</strong> klebrigen Zunge hervorgerufen hat:<br />

die harte Eierschaale, welche das Vögelein gefangen<br />

hält, ist allerdings das Motiv zu der hornartigen Spitze,<br />

mit welcher sein Schnabel versehn ist, um jene<br />

damit zu durchbrochen, wonach es sie <strong>als</strong> ferner nutzlos<br />

abwirft. Und eben so sind die Gesetze der Reflexion<br />

<strong>und</strong> Refraktion des Lichts das Motiv zu dem so<br />

überkünstlich komplicirten optischen Werkzeug, dem<br />

menschlichen Auge, <strong>als</strong> welches die Durchsichtigkeit<br />

seiner Hornhaut, die verschiedene Dichtigkeit seiner<br />

drei Feuchtigkeiten, die Gestalt seiner Linse, die<br />

Schwärze seiner Chorioiides, die Sensibilität seiner<br />

Retina, die Verengerungsfähigkeit seiner Pupille <strong>und</strong><br />

seine Muskulatur genau nach jenen Gesetzen berechnet<br />

hat. Aber jene Motive wirkten schon, ehe sie<br />

wahrgenommen wurden: es ist nicht anders; so widersprechend<br />

es auch klingt. Denn hier ist der Uebergang<br />

des Physischen ins Metaphysische. <strong>Die</strong>ses aber haben<br />

wir im <strong>Wille</strong>n erkannt: daher müssen wir einsehn, daß<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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