18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

65079 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2004<br />

eben wie die Naturkräfte, von dem am Leitfaden der<br />

Kausalität fortlaufenden Wechsel der Zustände unberührt<br />

bleibt, <strong>als</strong>o die Materie, durch seine absolute<br />

Beharrlichkeit uns eine Unzerstörbarkeit zusichert,<br />

vermöge welcher, wer keine andere zu fassen fähig<br />

wäre, sich doch schon einer gewissen Unvergänglichkeit<br />

getrösten könnte. »Wie?« wird man sagen, »das<br />

Beharren des bloßen Staubes, der rohen Materie, sollte<br />

<strong>als</strong> eine Fortdauer unsers Wesens angesehn werden?«<br />

– Oho! kennt ihr denn diesen Staub? Wißt ihr,<br />

was er ist <strong>und</strong> was er vermag? Lernt ihn kennen, ehe<br />

ihr ihn verachtet. <strong>Die</strong>se Materie, die jetzt <strong>als</strong> Staub<br />

<strong>und</strong> Asche daliegt, wird bald, im Wasser aufgelöst,<br />

<strong>als</strong> Krystall anschießen, wird <strong>als</strong> Metall glänzen, wird<br />

dann elektrische Funken sprühen, wird mittelst ihrer<br />

galvanischen Spannung eine Kraft äußern, welche, die<br />

festesten Verbindungen zersetzend, Erden zu Metallen<br />

reducirt: ja, sie wird von selbst sich zu Pflanze <strong>und</strong><br />

Thier gestalten <strong>und</strong> aus ihrem geheimnißvollen<br />

Schooß jenes Leben entwickeln, vor dessen Verlust<br />

ihr in eurer Beschränktheit so ängstlich besorgt seid.<br />

Ist nun, <strong>als</strong> eine solche Materie fortzudauern, so ganz<br />

<strong>und</strong> gar nichts? Ja, ich behaupte im Ernst, daß selbst<br />

diese Beharrlichkeit der Materie von der Unzerstörbarkeit<br />

unsers wahren Wesens Zeugniß ablegt, wenn<br />

auch nur wie im Bilde <strong>und</strong> Gleichniß, oder vielmehr<br />

nur wie im Schattenriß. <strong>Die</strong>s einzusehn, dürfen wir<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!