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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64481 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1406<br />

völlig immanenten, in diesem Leben erreichbaren: die<br />

Unerschütterlichkeit (ataraxia) <strong>und</strong> ungetrübte<br />

Glücksäligkeit des Weisen, den nichts anfechten<br />

kann. Doch ist nicht zu leugnen, daß die späteren<br />

Stoiker, namentlich Arrian, bisweilen diesen Zweck<br />

aus den Augen verlieren <strong>und</strong> eine wirklich asketische<br />

Tendenz verrathen, welches dem dam<strong>als</strong> schon sich<br />

verbreitenden Christlichen <strong>und</strong> überhaupt orientalischen<br />

Geiste zuzuschreiben ist. – Wenn wir das Ziel<br />

des Stoicismus, jene ataraxia, in der Nähe <strong>und</strong> ernstlich<br />

betrachten; so finden wir in ihr eine bloße Abhärtung<br />

<strong>und</strong> Unempfindlichkeit gegen die Streiche des<br />

Schicks<strong>als</strong>, dadurch erlangt, daß man die Kürze des<br />

Lebens, die Leerheit der Genüsse, den Unbestand des<br />

Glücks sich stets gegenwärtig erhält, auch eingesehn<br />

hat, daß zwischen Glück <strong>und</strong> Unglück der Unterschied<br />

sehr viel kleiner ist, <strong>als</strong> unsere Anticipation<br />

Beider ihn uns vorzuspiegeln pflegt. <strong>Die</strong>s ist aber<br />

noch kein glücklicher Zustand, sondern nur das gelassene<br />

Ertragen der Leiden, die man <strong>als</strong> unvermeidlich<br />

vorhergesehn hat. Doch liegt Geistesgröße <strong>und</strong><br />

Würde darin, daß man schweigend <strong>und</strong> gelassen das<br />

Unvermeidliche trägt, in melancholischer Ruhe, sich<br />

gleich bleibend, während Andere vom Jubel zur Verzweiflung<br />

<strong>und</strong> von dieser zu jenem übergehn. – Man<br />

kann demnach den Stoicismus auch auffassen <strong>als</strong> eine<br />

geistige Diätetik, welcher gemäß, wie man den Leib<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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