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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63746 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 671<br />

wenn so ein Lebenslauf eine Störung erleidet dadurch,<br />

daß aus einem vom <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns unabhängigen<br />

<strong>und</strong> auf das Wesen der <strong>Welt</strong> überhaupt gerichteten<br />

Erkennen, entweder die ästhetische Aufforderung<br />

zur Beschaulichkeit, oder die ethische zur Entsagung<br />

hervorgeht. <strong>Die</strong> Meisten jagt die Noth durchs Leben,<br />

ohne sie zur Besinnung kommen zu lassen. Hingegen<br />

entzündet sich oft der <strong>Wille</strong> zu einem die Bejahung<br />

des Leibes weit übersteigenden Grade, welchen dann<br />

heftige Affekte <strong>und</strong> gewaltige Leidenschaften zeigen,<br />

in welchen das Individuum nicht bloß sein eigenes<br />

Daseyn bejaht, sondern das der übrigen verneint <strong>und</strong><br />

aufzuheben sucht, wo es ihm im Wege steht.<br />

<strong>Die</strong> Erhaltung des Leibes durch dessen eigene<br />

Kräfte ist ein so geringer Grad der Bejahung des <strong>Wille</strong>ns,<br />

daß, wenn es freiwillig bei ihm bliebe, wir annehmen<br />

könnten, mit dem Tode dieses Leibes sei<br />

auch der <strong>Wille</strong> erloschen, der in ihm erschien. Allein<br />

schon die Befriedigung des Geschlechtstriebes geht<br />

über die Bejahung der eigenen Existenz, die eine so<br />

kurze Zeit füllt, hinaus, bejaht das Leben über den<br />

Tod des Individuums, in eine unbestimmte Zeit hinaus.<br />

<strong>Die</strong> Natur, immer wahr <strong>und</strong> konsequent, hier<br />

sogar naiv, legt ganz offen die innere Bedeutung des<br />

Zeugungsaktes vor uns dar. Das eigene Bewußtsein,<br />

die Heftigkeit des Triebes, lehrt uns, daß in diesem<br />

Akt sich die entschiedenste Bejahung des <strong>Wille</strong>ns<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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