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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65275 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2200<br />

zur Besinnung. Zur Besinnung kommen heißt: nicht<br />

bloß zur augenblicklichen Nothdurft des individuellen<br />

<strong>Wille</strong>ns, zu seinem <strong>Die</strong>nst in der dringenden Gegenwart,<br />

erkennen; – wie dies im Thiere, nach Maaßgabe<br />

seiner Vollkommenheit <strong>und</strong> seiner Bedürfnisse, welche<br />

Hand in Hand gehn, der Fall ist; sondern eine<br />

größere Breite der Erkenntniß erlangt haben, vermöge<br />

einer deutlichen Erinnerung des Vergangenen, ungefähren<br />

Anticipation des Zukünftigen <strong>und</strong> eben dadurch<br />

allseitigen Uebersicht des individuellen Lebens,<br />

des eigenen, des fremden, ja des Daseyns überhaupt.<br />

Wirklich ist das Leben jeder Thierspecies, die Jahrtausende<br />

ihrer Existenz hindurch, gewissermaaßen<br />

einem einzigen Augenblicke gleich: denn es ist bloßes<br />

Bewußtseyn der Gegenwart, ohne das der Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> der Zukunft, mithin des Todes. In diesem<br />

Sinne ist es anzusehn <strong>als</strong> ein beharrender Augenblick,<br />

ein Nunc stans. – Hier sehn wir, beiläufig, am deutlichsten,<br />

daß überhaupt die Form des Lebens, oder<br />

der Erscheinung des <strong>Wille</strong>ns mit Bewußtseyn, zunächst<br />

<strong>und</strong> unmittelbar bloß die Gegenwart ist; Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Zukunft kommen allein beim Menschen<br />

<strong>und</strong> zwar bloß im Begriff hinzu, werden in abstracto<br />

erkannt <strong>und</strong> allenfalls durch Bilder der Phantasie<br />

erläutert. – Nachdem <strong>als</strong>o der <strong>Wille</strong> zum Leben,<br />

d.i. das innere Wesen der Natur, in rastlosem Streben<br />

nach vollkommener Objektivation <strong>und</strong> vollkomme-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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