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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64893 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1818<br />

kennens geworden. – Was nun aber diesen Zustand<br />

ausnahmsweise herbeiführt, müssen innere physiologische<br />

Vorgänge seyn, welche die Thätigkeit des Gehirns<br />

reinigen <strong>und</strong> erhöhen, in dem Grade, daß eine<br />

solche plötzliche Springfluth derselben entsteht. Von<br />

außen ist derselbe dadurch bedingt, daß wir der zu betrachtenden<br />

Scene völlig fremd <strong>und</strong> von ihr abgesondert<br />

bleiben, <strong>und</strong> schlechterdings nicht thätig darin<br />

verflochten sind.<br />

Um einzusehn, daß eine rein objektive <strong>und</strong> daher<br />

richtige Auffassung der Dinge nur dann möglich ist,<br />

wann wir dieselben ohne allen persönlichen Antheil,<br />

<strong>als</strong>o unter völligem Schweigen des <strong>Wille</strong>ns betrachten,<br />

vergegenwärtige man sich, wie sehr jeder Affekt,<br />

oder Leidenschaft, die Erkenntniß trübt <strong>und</strong> verfälscht,<br />

ja, jede Neigung oder Abneigung, nicht etwan<br />

bloß das Urtheil, nein, schon die ursprüngliche Anschauung<br />

der Dinge entstellt, färbt, verzerrt. Man erinnere<br />

sich, wie, wann wir durch einen glücklichen<br />

Erfolg erfreut sind, die ganze <strong>Welt</strong> sofort eine heitere<br />

Farbe <strong>und</strong> eine lachende Gestalt annimmt; hingegen<br />

düster <strong>und</strong> trübe aussieht, wann Kummer uns drückt;<br />

sodann, wie selbst ein lebloses Ding, welches jedoch<br />

das Werkzeug zu irgend einem von uns verabscheuten<br />

Vorgang werden soll, eine scheußliche Physiognomie<br />

zu haben scheint: z.B. das Schafott, die Festung, auf<br />

welche wir gebracht werden, der Instrumentenkasten<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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