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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63725 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 650<br />

Stoff heran <strong>und</strong> nimmt den Thron der herrschenden<br />

(prytaneuousa) Besorgniß des Tages ein: wenn er<br />

nun auch, der Materie nach, sehr viel leichter ist, <strong>als</strong><br />

der Stoff jener verschw<strong>und</strong>enen Besorgniß; so weiß er<br />

doch sich so aufzublähen, daß er ihr an scheinbarer<br />

Größe gleichkommt <strong>und</strong> so <strong>als</strong> Hauptbesorgniß des<br />

Tages den Thron vollkommen ausfüllt.<br />

Unmäßige Freude <strong>und</strong> sehr heftiger Schmerz finden<br />

sich immer nur in der selben Person ein: denn Beide<br />

bedingen sich wechselseitig <strong>und</strong> sind auch gemeinschaftlich<br />

durch große Lebhaftigkeit des Geistes bedingt.<br />

Beide werden, wie wir soeben fanden, nicht<br />

durch das rein Gegenwärtige, sondern durch Anti-cipation<br />

der Zukunft hervorgebracht. Da aber der<br />

Schmerz dem Leben wesentlich ist <strong>und</strong> auch seinem<br />

Grade nach durch die Natur des Subjekts bestimmt<br />

ist, daher plötzliche Veränderungen, weil sie immer<br />

äußere sind, seinen Grad eigentlich nicht ändern können;<br />

so liegt dem übermäßigen Jubel oder Schmerz<br />

immer ein Irrthum <strong>und</strong> Wahn zum Gr<strong>und</strong>e: folglich<br />

ließen jene beiden Ueberspannungen des Gemüths<br />

sich durch Einsicht vermeiden. Jeder unmäßige Jubel<br />

(exultatio, insolens laetitia) beruht immer auf dem<br />

Wahn, etwas im Leben gef<strong>und</strong>en zu haben, was gar<br />

nicht darin anzutreffen ist, nämlich dauernde Befriedigung<br />

der quälenden, sich stets neu gebärenden Wünsche,<br />

oder Sorgen. Von jedem einzelnen Wahn dieser<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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