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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63826 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 751<br />

dern diese aus der intuitiven Erkenntniß entspringen<br />

muß, welche im fremden Individuo das selbe Wesen<br />

erkennt, wie im eigenen.<br />

Denn die Tugend geht zwar aus der Erkenntniß<br />

hervor; aber nicht aus der abstrakten, durch Worte<br />

mittheilbaren. Wäre dieses, so ließe sie sich lehren,<br />

<strong>und</strong> indem wir hier ihr Wesen <strong>und</strong> die ihr zum Gr<strong>und</strong>e<br />

liegende Erkenntniß abstrakt aussprechen, hätten wir<br />

Jeden, der dies faßt, auch ethisch gebessert. So ist es<br />

aber keineswegs. Vielmehr kann man so wenig durch<br />

ethische Vorträge oder Predigten einen Tugendhaften<br />

zu Stande bringen, <strong>als</strong> alle Aesthetiken, von der des<br />

Aristoteles an, je einen Dichter gemacht haben. Denn<br />

für das eigentliche <strong>und</strong> innere Wesen der Tugend ist<br />

der Begriff unfruchtbar, wie er es für die Kunst ist,<br />

<strong>und</strong> kann nur völlig untergeordnet <strong>als</strong> Werkzeug<br />

<strong>Die</strong>nste bei der Ausführung <strong>und</strong> Aufbewahrung des<br />

anderweitig Erkannten <strong>und</strong> Beschlossenen leisten.<br />

Velle non discitur. Auf die Tugend, d.h. auf die Güte<br />

der Gesinnung, sind die abstrakten Dogmen in der<br />

That ohne Einfluß: die f<strong>als</strong>chen stören sie nicht, <strong>und</strong><br />

die wahren befördern sie schwerlich. Es wäre auch<br />

wahrlich sehr schlimm, wenn die Hauptsache des<br />

menschlichen Lebens, sein ethischer, für die Ewigkeit<br />

geltender Werth, von etwas abhienge, dessen Erlangung<br />

so sehr dem Zufall unterworfen ist, wie Dogmen,<br />

Glaubenslehren, Philosopheme. <strong>Die</strong> Dogmen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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