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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64770 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1695<br />

Demzufolge ist die Materie Dasjenige, wodurch der<br />

<strong>Wille</strong>, der das innere Wesen der Dinge ausmacht, in<br />

die Wahrnehmbarkeit tritt, anschaulich, sichtbar<br />

wird. In diesem Sinne ist <strong>als</strong>o die Materie die bloße<br />

Sichtbarkeit des <strong>Wille</strong>ns, oder das Band der <strong>Welt</strong> <strong>als</strong><br />

<strong>Wille</strong> mit der <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Vorstellung</strong>. <strong>Die</strong>ser gehört sie<br />

an, sofern sie das Produkt der Funktionen des Intellekts<br />

ist, jener, sofern das in allen materiellen Wesen,<br />

d.i. Erscheinungen, sich Manifestirende der <strong>Wille</strong> ist.<br />

Daher ist jedes Objekt <strong>als</strong> Ding an sich <strong>Wille</strong>, <strong>und</strong> <strong>als</strong><br />

Erscheinung Materie. Könnten wir eine gegebene Materie<br />

von allen ihr a priori zukommenden Eigenschaften,<br />

d.h. von allen Formen unserer Anschauung <strong>und</strong><br />

Apprehension entkleiden; so würden wir das Ding an<br />

sich übrig behalten, nämlich Dasjenige, was, mittelst<br />

jener Formen, <strong>als</strong> das rein Empirische an der Materie<br />

auftritt, welche selbst aber <strong>als</strong>dann nicht mehr <strong>als</strong> ein<br />

Ausgedehntes <strong>und</strong> Wirkendes erscheinen würde: d.h.<br />

wir würden keine Materie mehr vor uns haben, sondern<br />

den <strong>Wille</strong>n. Eben dieses Ding an sich, oder der<br />

<strong>Wille</strong>, tritt, indem es zur Erscheinung wird, d.h. in die<br />

Formen unsers Intellekts eingeht, <strong>als</strong> die Materie auf,<br />

d.h. <strong>als</strong> der selbst unsichtbare, aber nothwendig vorausgesetzte<br />

Träger nur durch ihn sichtbarer Eigenschaften:<br />

in diesem Sinn <strong>als</strong>o ist die Materie die<br />

Sichtbarkeit des <strong>Wille</strong>ns. Demnach hatten auch Plotinos<br />

<strong>und</strong> Jordanus Brunus, nicht nur in ihrem, son-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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