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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63680 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 605<br />

zu einander haben, hervortrete, ist es nicht hinreichend,<br />

daß derselbe etwan Reichthum besitze <strong>und</strong><br />

fremdes Elend sehe; sondern er muß auch wissen, was<br />

sich mit dem Reichthum machen läßt, sowohl für<br />

sich, <strong>als</strong> für Andere; <strong>und</strong> nicht nur muß fremdes Leiden<br />

sich ihm darstellen, sondern er muß auch wissen,<br />

was Leiden, aber auch was Genuß sei. Vielleicht<br />

wußte er bei einem ersten Anlaß dieses Alles nicht so<br />

gut, wie bei einem zweiten; <strong>und</strong> wenn er nun bei gleichem<br />

Anlaß verschieden handelt, so liegt dies nur<br />

daran, daß die Umstände eigentlich andere waren,<br />

nämlich dem Theil nach, der von seinem Erkennen<br />

derselben abhängt, wenn sie gleich die selben zu seyn<br />

scheinen. – Wie das Nichtkennen wirklich vorhandener<br />

Umstände ihnen die Wirksamkeit nimmt, so können<br />

andererseits ganz imaginäre Umstände wie reale<br />

wirken, nicht nur bei einer einzelnen Täuschung, sondern<br />

auch im Ganzen <strong>und</strong> auf die Dauer. Wird z.B.<br />

ein Mensch fest überredet, daß jede Wohlthat ihm im<br />

künftigen Leben h<strong>und</strong>ertfach vergolten wird; so gilt<br />

<strong>und</strong> wirkt eine solche Ueberzeugung ganz <strong>und</strong> gar wie<br />

ein sicherer Wechsel auf sehr lange Sicht, <strong>und</strong> er kann<br />

aus Egoismus geben, wie er, bei anderer Einsicht, aus<br />

Egoismus nehmen würde. Geändert hat er sich nicht:<br />

velle non discitur. Vermöge dieses großen Einflusses<br />

der Erkenntniß auf das Handeln bei unveränderlichem<br />

<strong>Wille</strong>n, geschieht es, daß erst allmälig der Charakter<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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