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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65090 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2015<br />

zwischen Schlaf <strong>und</strong> Tod kein radikaler Unterschied<br />

ist, sondern der Eine so wenig wie der Andere das<br />

Daseyn gefährdet. <strong>Die</strong> Sorgfalt, mit der das Insekt<br />

eine Zelle, oder Grube, oder Nest bereitet, sein Ei hineinlegt,<br />

nebst Futter für die im kommenden Frühling<br />

daraus hervorgehende Larve, <strong>und</strong> dann ruhig stirbt, –<br />

gleicht ganz der Sorgfalt, mit der ein Mensch am<br />

Abend sein Kleid <strong>und</strong> sein Frühstück für den kommenden<br />

Morgen bereit legt <strong>und</strong> dann ruhig schlafen<br />

geht, – <strong>und</strong> könnte im Gr<strong>und</strong>e gar nicht Statt haben,<br />

wenn nicht, an sich <strong>und</strong> seinem wahren Wesen nach,<br />

das im Herbste sterbende Insekt mit dem im Frühling<br />

auskriechenden eben so wohl identisch wäre, wie der<br />

sich schlafen legende Mensch mit dem aufstehenden.<br />

Wenn wir nun, nach diesen Betrachtungen, zu uns<br />

selbst <strong>und</strong> unserm Geschlechte zurückkehren <strong>und</strong><br />

dann den Blick vorwärts, weit hinaus in die Zukunft<br />

werfen, die künftigen Generationen, mit den Millionen<br />

ihrer Individuen, in der fremden Gestalt ihrer Sitten<br />

<strong>und</strong> Trachten uns zu vergegenwärtigen suchen,<br />

dann aber mit der Frage dazwischenfahren: Woher<br />

werden diese Alle kommen? Wo sind sie jetzt? – Wo<br />

ist der reiche Schooß des weltenschwangeren Nichts,<br />

der sie noch birgt, die kommenden Geschlechter? –<br />

Wäre darauf nicht die lächelnde <strong>und</strong> wahre Antwort:<br />

Wo anders sollen sie seyn, <strong>als</strong> dort, wo allein das<br />

Reale stets war <strong>und</strong> seyn wird, in der Gegenwart <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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