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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63182 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 107<br />

Sprache ist das erste Erzeugniß <strong>und</strong> das nothwendige<br />

Werkzeug seiner Vernunft: daher wird im Griechischen<br />

<strong>und</strong> im Italiänischen Sprache <strong>und</strong> Vernunft<br />

durch das selbe Wort bezeichnet: ho logos, il discorso.<br />

Vernunft kommt von Vernehmen, welches<br />

nicht synonym ist mit Hören, sondern das Innewerden<br />

der durch Worte mitgetheilten Gedanken bedeutet.<br />

Durch Hülfe der Sprache allein bringt die Vernunft<br />

ihre wichtigsten Leistungen zu Stande, nämlich das<br />

übereinstimmende Handeln mehrerer Individuen, das<br />

planvolle Zusammenwirken vieler Tausende, die Civilisation,<br />

den Staat; ferner die Wissenschaft, das Aufbewahren<br />

früherer Erfahrung, das Zusammenfassen<br />

des Gemeinsamen in einen Begriff, das Mittheilen der<br />

Wahrheit, das Verbreiten des Irrthums, das Denken<br />

<strong>und</strong> Dichten, die Dogmen <strong>und</strong> die Superstitionen. Das<br />

Thier lernt den Tod erst im Tode kennen: der Mensch<br />

geht mit Bewußtseyn in jeder St<strong>und</strong>e seinem Tode<br />

näher, <strong>und</strong> dies macht selbst Dem das Leben bisweilen<br />

bedenklich, der nicht schon am ganzen Leben<br />

selbst diesen Charakter der steten Vernichtung erkannt<br />

hat. Hauptsächlich dieserhalb hat der Mensch<br />

Philosophien <strong>und</strong> Religionen: ob jedoch Dasjenige,<br />

was wir mit Recht an seinem Handeln über Alles<br />

hoch schätzen, das freiwillige Rechtthun <strong>und</strong> der<br />

Edelmuth der Gesinnung, je die Frucht einer jener<br />

Beiden gewesen, ist ungewiß. Als sichere, ihnen al-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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