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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63587 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 512<br />

schen mehr, <strong>als</strong> des Wahren. Der Dichter hingegen<br />

hat die Idee der Menschheit von irgend einer bestimmten,<br />

eben darzustellenden Seite aufgefaßt, das<br />

Wesen seines eigenen Selbst ist es, was sich in ihr<br />

ihm objektivirt: seine Erkenntniß ist, wie oben bei<br />

Gelegenheit der Skulptur auseinandergesetzt, halb a<br />

priori: sein Musterbild steht vor seinem Geiste, fest,<br />

deutlich, hell beleuchtet, kann ihn nicht verlassen:<br />

daher zeigt er uns im Spiegel seines Geistes die Idee<br />

rein <strong>und</strong> deutlich, <strong>und</strong> seine Schilderung ist, bis auf<br />

das Einzelne herab, wahr wie das Leben selbst69. <strong>Die</strong><br />

großen alten Historiker sind daher im Einzelnen, wo<br />

die Data sie verlassen, z.B. in den Reden ihrer Helden,<br />

Dichter; ja, ihre ganze Behandlungsart des Stoffes<br />

nähert sich dem Epischen: dies aber eben giebt<br />

ihren Darstellungen die Einheit, <strong>und</strong> läßt sie die innere<br />

Wahrheit behalten, selbst da, wo die äußere ihnen<br />

nicht zugänglich, oder gar verfälscht war: <strong>und</strong> verglichen<br />

wir vorhin die Geschichte mit der Porträtmalerei,<br />

im Gegensatz der Poesie, welche der Historienmalerei<br />

entspräche; so finden wir Winckelmanns Ausspruch,<br />

daß das Porträt das Ideal des Individuums seyn soll,<br />

auch von den alten Historikern befolgt, da sie das<br />

Einzelne doch so darstellen, daß die sich darin aussprechende<br />

Seite der Idee der Menschheit hervortritt:<br />

die neuen dagegen, Wenige ausgenommen, geben<br />

meistens nur »ein Kehrichtfaß <strong>und</strong> eine Rumpelkam-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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