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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63467 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 392<br />

dieses giebt ihnen jene rastlose Strebsamkeit, jenes<br />

unaufhörliche Suchen neuer <strong>und</strong> der Betrachtung würdiger<br />

Objekte, dann auch jenes fast nie befriedigte<br />

Verlangen nach ihnen ähnlichen, ihnen gewachsenen<br />

Wesen, denen sie sich mittheilen könnten; während<br />

der gewöhnliche Erdensohn, durch die gewöhnliche<br />

Gegenwart ganz ausgefüllt <strong>und</strong> befriedigt, in ihr aufgeht,<br />

<strong>und</strong> dann auch seines Gleichen überall findend,<br />

jene besondere Behaglichkeit im Alltagsleben hat, die<br />

dem Genius versagt ist. – Man hat <strong>als</strong> einen wesentlichen<br />

Bestandtheil der Genialität die Phantasie erkannt,<br />

ja, sie sogar bisweilen für mit jener identisch<br />

gehalten: ersteres mit Recht; letzteres mit Unrecht. Da<br />

die Objekte des Genius <strong>als</strong> solchen die ewigen Ideen,<br />

die beharrenden wesentlichen Formen der <strong>Welt</strong> <strong>und</strong><br />

aller ihrer Erscheinungen sind, die Erkenntniß der<br />

Idee aber nothwendig anschaulich, nicht abstrakt ist;<br />

so würde die Erkenntniß des Genius beschränkt seyn<br />

auf die Ideen der seiner Person wirklich gegenwärtigen<br />

Objekte <strong>und</strong> abhängig von der Verkettung der<br />

Umstände, die ihm jene zuführten, wenn nicht die<br />

Phantasie seinen Horizont weit über die Wirklichkeit<br />

seiner persönlichen Erfahrung erweiterte <strong>und</strong> ihn in<br />

den Stand setzte, aus dem Wenigen, was in seine<br />

wirkliche Apperception gekommen, alles Uebrige zu<br />

konstruiren <strong>und</strong> so fast alle möglichen Lebensbilder<br />

an sich vorübergehn zu lassen. Zudem sind die wirkli-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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