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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63642 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 567<br />

nung. <strong>Die</strong> weiseste aller Mythologien, die Indische,<br />

drückt <strong>Die</strong>ses dadurch aus, daß sie gerade dem Gotte,<br />

welcher die Zerstörung, den Tod, symbolisirt (wie<br />

Brahma, der sündigste <strong>und</strong> niedrigste Gott des Triumurtis,<br />

die Zeugung, Entstehung <strong>und</strong> Wischnu die Erhaltung),<br />

daß sie, sage ich, gerade dem Schiwa, zugleich<br />

mit dem H<strong>als</strong>band von Todtenköpfen, den Lingam<br />

zum Attribut giebt, dieses Symbol der Zeugung,<br />

welche <strong>als</strong>o hier <strong>als</strong> Ausgleichung des Todes auftritt,<br />

wodurch angedeutet wird, daß Zeugung <strong>und</strong> Tod wesentliche<br />

Korrelate sind, die sich gegenseitig neutralisiren<br />

<strong>und</strong> aufheben. – Ganz die selbe Gesinnung war<br />

es, welche Griechen <strong>und</strong> Römer antrieb, die kostbaren<br />

Sarkophage gerade so zu verzieren, wie wir sie noch<br />

sehn, mit Festen, Tänzen, Hochzeiten, Jagden, Thierkämpfen,<br />

Bakchanalien, <strong>als</strong>o mit Darstellungen des<br />

gewaltigsten Lebensdranges, welchen sie nicht nur in<br />

solchen Lustbarkeiten, sondern sogar in wollüstigen<br />

Gruppen, selbst bis zur Begattung zwischen Satyren<br />

<strong>und</strong> Ziegen, uns vorführen. Der Zweck war offenbar,<br />

vom Tode des betrauerten Individuums, mit dem<br />

größten Nachdruck auf das unsterbliche Leben der<br />

Natur hinzuweisen <strong>und</strong> dadurch, wenn gleich ohne<br />

abstraktes Wissen, anzudeuten, daß die ganze Natur<br />

die Erscheinung <strong>und</strong> auch die Erfüllung des <strong>Wille</strong>ns<br />

zum Leben ist. <strong>Die</strong> Form dieser Erscheinung ist Zeit,<br />

Raum <strong>und</strong> Kausalität, mittelst dieser aber Individuati-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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