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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64327 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1252<br />

glauben muß, die übermäßige Anstrengung der dem<br />

Abstrakten zugewendeten, mittelbaren Erkenntnißkraft<br />

bewirke direkte Schwächung der unmittelbaren<br />

<strong>und</strong> anschauenden, <strong>und</strong> der natürliche, richtige Blüh<br />

werde durch das Bücherlicht mehr <strong>und</strong> mehr geblendet.<br />

Allerdings muß das fortwährende Einströhmen<br />

fremder Gedanken die eigenen hemmen <strong>und</strong> ersticken,<br />

ja, auf die Länge, die Denkkraft lahmen, wenn sie<br />

nicht den hohen Grad von Elasticität hat, welcher<br />

jenem unnatürlichen Strohm zu widerstehn vermag.<br />

Daher verdirbt das unaufhörliche Lesen <strong>und</strong> Studiren<br />

geradezu den Kopf; zudem auch dadurch, daß das System<br />

unserer eigenen Gedanken <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

seine Ganzheit <strong>und</strong> stetigen Zusammenhang einbüßt,<br />

wenn wir diesen so oft willkürlich unterbrechen, um<br />

für einen ganz fremden Gedankengang Raum zu gewinnen.<br />

Meine Gedanken verscheuchen, um denen<br />

eines Buches Platz zu machen, käme mir vor, wie was<br />

Shakespeare an den Touristen seiner Zeit tadelt, daß<br />

sie ihr eigen Land verkaufen, um Anderer ihres zu<br />

sehn. Jedoch ist die Lesewuth der meisten Gelehrten<br />

eine Art fuga vacui, der Gedankenleere ihres eigenen<br />

Kopfes, welche nun das Fremde mit Gewalt hereinzieht:<br />

um Gedanken zu haben, müssen sie welche<br />

lesen, wie die leblosen Körper nur von außen Bewegung<br />

erhalten; während die Selbstdenker den lebendigen<br />

gleichen, die sich von selbst bewegen. Es ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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