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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65403 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2328<br />

gab, mit Einem Male ausspricht, nämlich diese, daß<br />

das ganze Streben, dessen Erscheinung das Leben ist,<br />

ein vergebliches, eiteles, sich widersprechendes war,<br />

von welchem zurückgekommen zu seyn eine Erlösung<br />

ist. Wie die gesammte, langsame Vegetation der<br />

Pflanze sich verhält zur Frucht, die mit Einem Schlage<br />

jetzt h<strong>und</strong>ertfach leistet, was jene allmälig <strong>und</strong><br />

stückweise; so verhält sich das Leben, mit seinen<br />

Hindernissen, getäuschten Hoffnungen, vereitelten<br />

Plänen <strong>und</strong> stetem Leiden, zum Tode, der Alles,<br />

Alles, was der Mensch gewollt hat, mit Einem Schlage<br />

zerstört <strong>und</strong> so der Belehrung, die das Leben ihm<br />

gab, die Krone aufsetzt. – Der vollbrachte Lebenslauf,<br />

auf welchen man sterbend zurückblickt, hat auf<br />

den ganzen, in dieser untergehenden Individualität<br />

sich objektivirenden <strong>Wille</strong>n eine Wirkung, welche der<br />

analog ist, die ein Motiv auf das Handeln des Menschen<br />

ausübt: er giebt nämlich demselben eine neue<br />

Richtung, welche sonach das moralische <strong>und</strong> wesentliche<br />

Resultat des Lebens ist. Eben weil ein plötzlicher<br />

Tod diesen Rückblick unmöglich macht, sieht<br />

die Kirche einen solchen <strong>als</strong> ein Unglück an, um dessen<br />

Abwendung gebetet wird. Weil sowohl dieser<br />

Rückblick, wie auch die deutliche Vorhersicht des<br />

Todes, <strong>als</strong> durch Vernunft bedingt, nur im Menschen,<br />

nicht im Thiere, möglich ist, <strong>und</strong> deshalb auch nur er<br />

den Becher des Todes wirklich leert, ist die Mensch-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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