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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63466 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 391<br />

eigenen Person <strong>und</strong> ihrer Beziehungen verlangt; so ist<br />

Genialität nichts Anderes, <strong>als</strong> die vollkommenste Objektivität,<br />

d.h. objektive Richtung des Geistes, entgegengesetzt<br />

der subjektiven, auf die eigene Person, d.i.<br />

den <strong>Wille</strong>n, gehenden. Demnach ist Genialität die Fähigkeit,<br />

sich rein anschauend zu verhalten, sich in die<br />

Anschauung zu verlieren <strong>und</strong> die Erkenntniß, welche<br />

ursprünglich nur zum <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns daist, diesem<br />

<strong>Die</strong>nste zu entziehn, d.h. sein Interesse, sein<br />

Wollen, seine Zwecke, ganz aus den Augen zu lassen,<br />

sonach seiner Persönlichkeit sich auf eine Zeit völlig<br />

zu entäußern, um <strong>als</strong> rein erkennendes Subjekt, klares<br />

<strong>Welt</strong>auge, übrig zu bleiben: <strong>und</strong> dieses nicht auf<br />

Augenblicke; sondern so anhaltend <strong>und</strong> mit so viel<br />

Besonnenheit, <strong>als</strong> nöthig ist, um das Aufgefaßte durch<br />

überlegte Kunst zu wiederholen <strong>und</strong> »was in schwankender<br />

Erscheinung schwebt, zu befestigen in dauernden<br />

Gedanken«. – Es ist <strong>als</strong> ob, damit der Genius in<br />

einem Individuo hervortrete, diesem ein Maaß der Erkenntnißkraft<br />

zugefallen seyn müsse, welches das<br />

zum <strong>Die</strong>nste eines individuellen <strong>Wille</strong>ns erforderliche<br />

weit übersteigt; welcher frei gewordene Ueberschuß<br />

der Erkenntniß, jetzt zum willensreinen Subjekt, zum<br />

hellen Spiegel des Wesens der <strong>Welt</strong> wird. – Daraus<br />

erklärt sich die Lebhaftigkeit bis zur Unruhe in genialen<br />

Individuen, indem die Gegenwart ihnen selten genügen<br />

kann, weil sie ihr Bewußtseyn nicht ausfüllt:<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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