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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65001 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1926<br />

haben, <strong>als</strong> einer, der in Versen so wirkt. – Daß nun so<br />

geringfügig, ja, kindisch scheinende Mittel, wie Metrum<br />

<strong>und</strong> Reim, eine so mächtige Wirkung ausüben,<br />

ist sehr auffallend <strong>und</strong> wohl der Untersuchung werth:<br />

ich erkläre es mir auf folgende Weise. Das dem Gehör<br />

unmittelbar Gegebene, <strong>als</strong>o der bloße Wortklang, erhält<br />

durch Rhythmus <strong>und</strong> Reim eine gewisse Vollkommenheit<br />

<strong>und</strong> Bedeutsamkeit an sich selbst, indem<br />

er dadurch zu einer Art Musik wird: daher scheint er<br />

jetzt seiner selbst wegen dazuseyn <strong>und</strong> nicht mehr <strong>als</strong><br />

bloßes Mittel, bloßes Zeichen eines Bezeichneten,<br />

nämlich des Sinnes der Worte. Durch seinen Klang<br />

das Ohr zu ergötzen, scheint seine ganze Bestimmung,<br />

mit dieser daher Alles erreicht <strong>und</strong> alle Ansprüche<br />

befriedigt zu seyn. Daß er nun aber zugleich<br />

noch einen Sinn enthält, einen Gedanken ausdrückt,<br />

stellt sich jetzt dar <strong>als</strong> eine unerwartete Zugabe, gleich<br />

den Worten zur Musik; <strong>als</strong> ein unerwartetes Geschenk,<br />

das uns angenehm überrascht <strong>und</strong> daher,<br />

indem wir gar keine Forderungen der Art machten,<br />

sehr leicht zufrieden stellt: wenn nun aber gar dieser<br />

Gedanke ein solcher ist, der an sich selbst, <strong>als</strong>o auch<br />

in Prosa gesagt, bedeutend wäre; dann sind wir entzückt.<br />

Mir ist aus früher Kindheit erinnerlich, daß ich<br />

mich eine Zeit lang am Wohlklang der Verse ergötzt<br />

hatte, ehe ich die Entdeckung machte, daß sie auch<br />

durchweg Sinn <strong>und</strong> Gedanken enthielten. Demgemäß<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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