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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65234 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2159<br />

justo et legitimo matrimonio pugnaret hoc. – – – sed<br />

propter Salomonem, qui ali<strong>und</strong>e nasci non potuit,<br />

nisi ex Bathsebea, conjuncto David semine, quamvis<br />

meretrice, conjunxit eos Deus (De vita longa, I, 5).<br />

<strong>Die</strong> Sehnsucht der Liebe, der himeros, welchen in<br />

zahllosen Wendungen auszudrücken die Dichter aller<br />

Zeiten unablässig beschäftigt sind <strong>und</strong> den Gegenstand<br />

nicht erschöpfen, ja, ihm nicht genug thun können,<br />

diese Sehnsucht, welche an den Besitz eines bestimmten<br />

Weibes die <strong>Vorstellung</strong> einer unendlichen<br />

Säligkeit knüpft <strong>und</strong> einen unaussprechlichen<br />

Schmerz an den Gedanken, daß er nicht zu erlangen<br />

sei, – diese Sehnsucht <strong>und</strong> dieser Schmerz der Liebe<br />

können nicht ihren Stoff entnehmen aus den Bedürfnissen<br />

eines ephemeren Individuums; sondern sie sind<br />

der Seufzer des Geistes der Gattung, welcher hier ein<br />

unersetzliches Mittel zu seinen Zwecken zu gewinnen,<br />

oder zu verlieren sieht <strong>und</strong> daher tief aufstöhnt. <strong>Die</strong><br />

Gattung allein hat unendliches Leben <strong>und</strong> ist daher<br />

unendlicher Wünsche, unendlicher Befriedigung <strong>und</strong><br />

unendlicher Schmerzen fähig. <strong>Die</strong>se aber sind hier in<br />

der engen Brust eines Sterblichen eingekerkert: kein<br />

W<strong>und</strong>er daher, wenn eine solche bersten zu wollen<br />

scheint <strong>und</strong> keinen Ausdruck finden kann für die sie<br />

erfüllende Ahndung unendlicher Wonne oder unendlichen<br />

Wehes. <strong>Die</strong>s <strong>als</strong>o giebt den Stoff zu aller erotischen<br />

Poesie erhabener Gattung, die sich demgemäß<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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