18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64267 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1192<br />

ihrer Materialität, die <strong>als</strong>o wieder mit dem Wirken<br />

überhaupt Eins ist; so läßt sich von der Materie behaupten,<br />

daß bei ihr Existentia <strong>und</strong> Essentia zusammenfallen<br />

<strong>und</strong> Eins seien: denn sie hat keine andern<br />

Attribute <strong>als</strong> das Daseyn selbst überhaupt <strong>und</strong> abstrahirt<br />

von aller näheren Bestimmung desselben. Hingegen<br />

ist jede empirisch gegebene Materie, <strong>als</strong>o der<br />

Stoff (den unsere heutigen unwissenden Materialisten<br />

mit der Materie verwechseln) schon in die Hülle der<br />

Formen eingegangen <strong>und</strong> manifestirt sich allein durch<br />

deren Qualitäten <strong>und</strong> Accidenzien; weil in der Erfahrung<br />

jedes Wirken ganz bestimmter <strong>und</strong> besonderer<br />

Art ist, nie ein bloß allgemeines. Daher eben ist die<br />

reine Materie ein Gegenstand des Denkens allein,<br />

nicht der Anschauung; welches den Plotinos (Enneas<br />

II, lib. 4, c. 8 u. 9) <strong>und</strong> den Jordanus Brunus (Della<br />

causa, dial. 4) zu dem paradoxen Ausspruch gebracht<br />

hat, daß die Materie keine Ausdehnung, <strong>als</strong> welche<br />

von der Form unzertrennlich sei, habe <strong>und</strong> daher unkörperlich<br />

sei; hatte doch schon Aristoteles gelehrt,<br />

daß sie kein Körper sei, wiewohl körperlich: sôma<br />

men ouk an eiê, sômatikê de (Stob. Ed., lib. I, c. 12,<br />

§ 5). Wirklich denken wir unter reiner Materie das<br />

bloße Wirken in abstracto, ganz abgesehn von der<br />

Art dieses Wirkens, <strong>als</strong>o die reine Kausalität selbst:<br />

<strong>und</strong> <strong>als</strong> solche ist sie nicht Gegenstand, sondern Bedingung<br />

der Erfahrung, eben wie Raum <strong>und</strong> Zeit. <strong>Die</strong>s<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!