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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65319 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2244<br />

die Vernachlässigung des eigenen Wohls eine egoistische<br />

Reue herbeiführen: z.B. wann eine übrigens unrathsame<br />

Ehe geschlossen ist, in Folge verliebter Leidenschaft,<br />

welche jetzt eben dadurch erlischt, wonach<br />

nun erst die Gegenmotive des persönlichen Interesses,<br />

der verlorenen Unabhängigkeit u.s.w. ins Bewußtseyn<br />

treten <strong>und</strong> so reden, wie sie vorher geredet haben würden,<br />

wenn man sie hätte zum Worte kommen lassen.<br />

– Alle dergleichen Handlungen entspringen demnach<br />

im Gr<strong>und</strong>e aus einer relativen Schwäche des Intellekts,<br />

sofern nämlich dieser sich vom <strong>Wille</strong>n da<br />

übermeistern läßt, wo er, ohne sich von ihm stören zu<br />

lassen, seine Funktion des Vorhaltens der Motive<br />

hätte unerbittlich vollziehn sollen. <strong>Die</strong> Vehemenz des<br />

<strong>Wille</strong>ns ist dabei nur mittelbar die Ursache, sofern sie<br />

nämlich den Intellekt hemmt <strong>und</strong> dadurch sich Reue<br />

bereitet. – <strong>Die</strong> der Leidenschaftlichkeit entgegengesetzte<br />

Vernünftigkeit des Charakters, sôphrosynê, besteht<br />

eigentlich darin, daß der <strong>Wille</strong> nie den Intellekt<br />

dermaaßen überwältigt, daß er ihn verhindere, seine<br />

Funktion der deutlichen, vollständigen <strong>und</strong> klaren<br />

Darlegung der Motive, in abstracto für die Vernunft,<br />

in concreto für die Phantasie, richtig auszuüben. <strong>Die</strong>s<br />

kann nun sowohl auf der Mäßigkeit <strong>und</strong> Gelindigkeit<br />

des <strong>Wille</strong>ns, <strong>als</strong> auf der Stärke des Intellekts beruhen.<br />

Es ist nur erfordert, daß der letztere relativ, für den<br />

vorhandenen <strong>Wille</strong>n, stark genug sei, <strong>als</strong>o Beide im<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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