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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63679 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 604<br />

seinem Innern Wesen gemäß, ein Mal nachstrebt, auf<br />

einem ganz andern Wege, sogar in einem ganz andern<br />

Objekt <strong>als</strong> vorher verfolge: niem<strong>als</strong> aber kann sie machen,<br />

daß er etwas wirklich Anderes wolle, <strong>als</strong> er bisher<br />

gewollt hat; sondern dies bleibt unveränderlich,<br />

denn er ist ja nur dieses Wollen selbst, welches sonst<br />

aufgehoben werden müßte. Jenes Erstere inzwischen,<br />

die Modifikabilität der Erkenntniß <strong>und</strong> dadurch des<br />

Thuns, geht so weit, daß er seinen stets unveränderlichen<br />

Zweck, er sei z.B. Mohammeds Paradies, ein<br />

Mal in der wirklichen <strong>Welt</strong>, ein ander Mal in einer<br />

imaginären <strong>Welt</strong> zu erreichen sucht, die Mittel hienach<br />

abmessend <strong>und</strong> daher das erste Mal Klugheit,<br />

Gewalt <strong>und</strong> Betrug, das andere Mal Enthaltsamkeit,<br />

Gerechtigkeit, Almosen, Wallfahrt nach Mekka anwendend.<br />

Sein Streben selbst hat sich aber deshalb<br />

nicht geändert, noch weniger er selbst. Wenn <strong>als</strong>o<br />

auch allerdings sein Handeln sehr verschieden zu verschiedenen<br />

Zeiten sich darstellt, so ist sein Wollen<br />

doch ganz das selbe geblieben. Velle non discitur.<br />

Zur Wirksamkeit der Motive ist nicht bloß ihr Vorhandenseyn,<br />

sondern auch ihr Erkanntwerden erfordert:<br />

denn, nach einem schon ein Mal erwähnten sehr<br />

guten Ausdruck der Scholastiker, causa finalis movet<br />

non sec<strong>und</strong>um suum esse reale; sed sec<strong>und</strong>um esse<br />

cognitum. Damit z.B. das Verhältniß, welches, in<br />

einem gegebenen Menschen, Egoismus <strong>und</strong> Mitleid<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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