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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64134 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1059<br />

Lohnes nicht einfließen soll, <strong>und</strong> ermesse die große<br />

Ungereimtheit der Forderung. Aber, was mehr sagen<br />

will, dieselbe ist dem ächten Geiste der Tugend gerade<br />

entgegen: nicht die That, sondern das Gernthun<br />

derselben, die Liebe, aus der sie hervorgeht <strong>und</strong> ohne<br />

welche sie ein todtes Werk ist, macht das Verdienstliche<br />

derselben aus. Daher lehrt auch das Christenthum<br />

mit Recht, daß alle äußern Werke werthlos sind, wenn<br />

sie nicht aus jener ächten Gesinnung, welche in der<br />

wahren Gernwilligkeit <strong>und</strong> reinen Liebe besteht, hervorgehn,<br />

<strong>und</strong> daß nicht die verrichteten Werke (opera<br />

operata), sondern der Glaube, die ächte Gesinnung,<br />

welche allein der heilige Geist verleiht, nicht aber der<br />

freie <strong>und</strong> überlegte, das Gesetz allein vor Augen habende<br />

<strong>Wille</strong> gebiert, sälig mache <strong>und</strong> erlöse. – Mit<br />

jener Forderung Kants, daß jede tugendhafte Handlung<br />

aus reiner, überlegter Achtung vor dem Gesetz<br />

<strong>und</strong> nach dessen abstrakten Maximen, kalt <strong>und</strong> ohne,<br />

ja gegen alle Neigung geschehn solle, ist es gerade so,<br />

wie wenn behauptet würde, jedes ächte Kunstwerk<br />

müßte durch wohl überlegte Anwendung ästhetischer<br />

Regeln entstehn. Eines ist so verkehrt wie das Andere.<br />

<strong>Die</strong> schon von Plato <strong>und</strong> Seneka behandelte Frage, ob<br />

die Tugend sich lehren lasse, ist zu verneinen. Man<br />

wird sich endlich entschließen müssen einzusehn, was<br />

auch der Christlichen Lehre von der Gnadenwahl den<br />

Ursprung gab, daß, der Hauptsache <strong>und</strong> dem Innern<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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