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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63643 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 568<br />

on, die es mit sich bringt, daß das Individuum entstehn<br />

<strong>und</strong> vergehn muß, was aber den <strong>Wille</strong>n zum<br />

Leben, von dessen Erscheinung das Individuum<br />

gleichsam nur ein einzelnes Exempel oder Specimen<br />

ist, so wenig anficht, <strong>als</strong> das Ganze der Natur gekränkt<br />

wird durch den Tod eines Individuums. Denn<br />

nicht dieses, sondern die Gattung allein ist es, woran<br />

der Natur gelegen ist, <strong>und</strong> auf deren Erhaltung sie mit<br />

allem Ernst dringt, indem sie für dieselbe so verschwenderisch<br />

sorgt, durch die ungeheure Ueberzahl<br />

der Keime <strong>und</strong> die große Macht des Befruchtungstriebes.<br />

Hingegen hat das Individuum für sie keinen<br />

Werth <strong>und</strong> kann ihn nicht haben, da unendliche Zeit,<br />

unendlicher Raum <strong>und</strong> in diesen unendliche Zahl<br />

möglicher Individuen ihr Reich sind; daher sie stets<br />

bereit ist, das Individuum fallen zu lassen, welches<br />

demnach nicht nur auf tausendfache Weise, durch die<br />

unbedeutendesten Zufälle, dem Untergang ausgesetzt,<br />

sondern ihm schon ursprünglich bestimmt ist <strong>und</strong> ihm<br />

von der Natur selbst entgegengeführt wird, von dem<br />

Augenblick an, wo es der Erhaltung der Gattung gedient<br />

hat. Ganz naiv spricht hiedurch die Natur selbst<br />

die große Wahrheit aus, daß nur die Ideen, nicht die<br />

Individuen eigentliche Realität haben, d.h. vollkommene<br />

Objektität des <strong>Wille</strong>ns sind. Da nun der Mensch<br />

die Natur selbst, <strong>und</strong> zwar im höchsten Grade ihres<br />

Selbstbewußtseyns ist, die Natur aber nur der objekti-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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