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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65344 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2269<br />

trägt, was ihm beschieden ist; wodurch er die volle<br />

Last des dem Menschenleben aufgelegten Uebels unvermindert<br />

zu tragen bekommt. Dadurch wird die Gerechtigkeit<br />

ein Beförderungsmittel der Verneinung des<br />

<strong>Wille</strong>ns zum Leben, indem Noth <strong>und</strong> Leiden, diese eigentliche<br />

Bestimmung des Menschenlebens, ihre<br />

Folge sind, diese aber zur Resignation hinleiten. Noch<br />

schneller führt allerdings die weiter gehende Tugend<br />

der Menschenliebe, caritas, eben dahin: denn vermöge<br />

ihrer übernimmt man sogar die ursprünglich den<br />

Andern zugefallenen Leiden, eignet sich daher von<br />

diesen einen größern Theil an, <strong>als</strong>, nach dem Gange<br />

der Dinge, das eigene Individuum treffen würde. Wer<br />

von dieser Tugend beseelt ist, hat sein eigenes Wesen<br />

in jedem Andern wiedererkannt. Dadurch nun identificirt<br />

er sein eigenes Loos mit dem der Menschheit<br />

überhaupt: dieses nun aber ist ein hartes Loos, das<br />

des Mühens, Leidens <strong>und</strong> Sterbens. Wer <strong>als</strong>o, indem<br />

er jedem zufälligen Vortheil entsagt, für sich kein anderes,<br />

<strong>als</strong> das Loos der Menschheit überhaupt will,<br />

kann auch dieses nicht lange mehr wollen: die Anhänglichkeit<br />

an das Leben <strong>und</strong> seine Genüsse muß<br />

jetzt bald welchen <strong>und</strong> einer allgemeinen Entsagung<br />

Platz machen: mithin wird die Verneinung des <strong>Wille</strong>ns<br />

eintreten. Weil nun diesem gemäß Armuth, Entbehrungen<br />

<strong>und</strong> eigenes Leiden vielfacher Art schon<br />

durch die vollkommenste Ausübung der moralischen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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