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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64922 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1847<br />

den <strong>Die</strong>nst des <strong>Wille</strong>ns vernachlässigen: er wird z.B.<br />

selbst in der Noth des Augenblicks noch seine Emancipation<br />

geltend machen <strong>und</strong> etwan die Umgebung,<br />

von welcher dem Individuo gegenwärtige Gefahr<br />

droht, ihrem malerischen Eindruck nach aufzufassen<br />

nicht umhin können. Der Intellekt des vernünftigen<br />

<strong>und</strong> verständigen Mannes hingegen ist stets auf seinem<br />

Posten, ist auf die Umstände <strong>und</strong> deren Erfordernisse<br />

gerichtet: ein solcher wird daher in allen Fällen<br />

das der Sache Angemessene beschließen <strong>und</strong> ausführen,<br />

folglich keineswegs in jene Excentricitäten,<br />

persönliche Fehltritte, ja, Thorheiten verfallen, denen<br />

das Genie darum ausgesetzt ist, daß sein Intellekt<br />

nicht ausschließlich der Führer <strong>und</strong> Wächter seines<br />

<strong>Wille</strong>ns bleibt, sondern, bald mehr bald weniger, vom<br />

rein Objektiven in Anspruch genommen wird. Den<br />

Gegensatz, in welchem die beiden hier abstrakt dargestellten,<br />

gänzlich verschiedenen Arten der Befähigung<br />

zu einander stehn, hat Goethe uns im Widerspiel des<br />

Tasso <strong>und</strong> Antonio veranschaulicht. <strong>Die</strong> oft bemerkte<br />

Verwandtschaft des Genies mit dem Wahnsinn beruht<br />

eben hauptsächlich auf jener, dem Genie wesentlichen,<br />

dennoch aber naturwidrigen Sonderung des Intellekts<br />

vom <strong>Wille</strong>n. <strong>Die</strong>se aber selbst ist keineswegs<br />

Dem zuzuschreiben, daß das Genie von geringerer Intensität<br />

des <strong>Wille</strong>ns begleitet sei; da es vielmehr<br />

durch einen heftigen <strong>und</strong> leidenschaftlichen Charakter<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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