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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64938 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1863<br />

Thätigkeit. Wirklich ist jedes Kind gewissermaaßen<br />

ein Genie, <strong>und</strong> jedes Genie gewissermaaßen ein Kind.<br />

<strong>Die</strong> Verwandtschaft Beider zeigt sich zunächst in der<br />

Naivetät <strong>und</strong> erhabenen Einfalt, welche ein Gr<strong>und</strong>zug<br />

des ächten Genies ist: sie tritt auch außerdem in manchen<br />

Zügen an den Tag; so daß eine gewisse Kindlichkeit<br />

allerdings zum Charakter des Genies gehört.<br />

In Riemers Mittheilungen über Goethe wird (Bd. I, S.<br />

184) erwähnt, daß Herder <strong>und</strong> Andere Goethen tadelnd<br />

nachsagten, er sei ewig ein großes Kind: gewiß<br />

haben sie es mit Recht gesagt, nur nicht mit Recht getadelt.<br />

Auch von Mozart hat es geheißen, er sei zeitlebens<br />

ein Kind geblieben. (Nissens Biographie Mozarts:<br />

S. 2 <strong>und</strong> 529.) Schlichtegrolls Nekrolog (von<br />

1791, Bd. II, S. 109) sagt von ihm: »Er wurde früh in<br />

seiner Kunst ein Mann; in allen übrigen Verhältnissen<br />

aber blieb er beständig ein Kind.« Jedes Genie ist<br />

schon darum ein großes Kind, weil es in die <strong>Welt</strong> hineinschaut<br />

<strong>als</strong> in ein Fremdes, ein Schauspiel, daher<br />

mit rein objektivem Interesse. Demgemäß hat es, so<br />

wenig wie das Kind, jene trockene Ernsthaftigkeit der<br />

Gewöhnlichen, <strong>als</strong> welche, keines andern <strong>als</strong> des subjektiven<br />

Interesses fähig, in den Dingen immer bloß<br />

Motive für ihr Thun sehn. Wer nicht zeitlebens gewissermaaßen<br />

ein großes Kind bleibt, sondern ein<br />

ernsthafter, nüchterner, durchweg gesetzter <strong>und</strong> vernünftiger<br />

Mann wird, kann ein sehr nützlicher <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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