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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63806 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 731<br />

sen Zuschauer Befriedigung, zu sehn, daß Der, welcher<br />

einem Andern einen Schmerz verursachte, gerade<br />

das selbe Maaß des Schmerzes wieder erleide. Mir<br />

scheint sich hierin nichts Anderes, <strong>als</strong> eben das Bewußtseyn<br />

jener ewigen Gerechtigkeit auszusprechen,<br />

welches aber von dem ungeläuterten Sinn sogleich<br />

mißverstanden <strong>und</strong> verfälscht wird, indem er, im principio<br />

individuationis befangen, eine Amphibolie der<br />

Begriffe begeht <strong>und</strong> von der Erscheinung Das verlangt,<br />

was nur dem Dinge an sich zukommt, nicht einsieht,<br />

inwiefern an sich der Beleidiger <strong>und</strong> der Beleidigte<br />

Eines sind <strong>und</strong> das selbe Wesen es ist, was, in<br />

seiner eigenen Erscheinung sich selbst nicht wiedererkennend,<br />

sowohl die Quaal <strong>als</strong> die Schuld trägt; sondern<br />

vielmehr verlangt, am nämlichen Individuo, dessen<br />

die Schuld ist, auch die Quaal wiederzusehn. –<br />

Daher möchten die Meisten auch fordern, daß ein<br />

Mensch, der einen sehr hohen Grad von Bosheit hat,<br />

welcher jedoch sich wohl in Vielen, nur nicht mit andern<br />

Eigenschaften wie in ihm gepaart, finden möchte,<br />

der nämlich dabei durch ungewöhnliche Geisteskraft<br />

Andern weit überlegen wäre <strong>und</strong> welcher demzufolge<br />

nun unsägliche Leiden über Millionen Andere<br />

verhienge, z.B. <strong>als</strong> <strong>Welt</strong>eroberer, – sie würden fordern,<br />

sage ich, daß ein solcher alle jene Leiden irgendwann<br />

<strong>und</strong> irgendwo durch ein gleiches Maaß von<br />

Schmerzen abbüßte; weil sie nicht erkennen, wie an<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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