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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65397 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2322<br />

Kapitel 49.<br />

<strong>Die</strong> Heilsordnung<br />

Es giebt nur einen angeborenen Irrthum, <strong>und</strong> es ist<br />

der, daß wir dasind, um glücklich zu seyn. Angeboren<br />

ist er uns, weil er mit unserm Daseyn selbst zusammenfällt,<br />

<strong>und</strong> unser ganzes Wesen eben nur seine Paraphrase,<br />

ja unser Leib sein Monogramm ist: sind wir<br />

doch eben nur <strong>Wille</strong> zum Leben; die successive Befriedigung<br />

alles unsers Wollens aber ist was man<br />

durch den Begriff des Glückes denkt.<br />

So lange wir in diesem angeborenen Irrthum verharren,<br />

auch wohl gar noch durch optimistische Dogmen<br />

in ihm bestärkt werden, erscheint uns die <strong>Welt</strong><br />

voll Widersprüche. Denn bei jedem Schritt, im Großen<br />

wie im Kleinen, müssen wir erfahren, daß die<br />

<strong>Welt</strong> <strong>und</strong> das Leben durchaus nicht darauf eingerichtet<br />

sind, ein glückliches Daseyn zu enthalten. Während<br />

nun hiedurch der Gedankenlose sich eben bloß in<br />

der Wirklichkeit geplagt fühlt, kommt bei Dem, welcher<br />

denkt, zur Pein in der Realität noch die theoretische<br />

Perplexität hinzu, warum eine <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> ein<br />

Leben, welche doch ein Mal dazu dasind, daß man<br />

darin glücklich sei, ihrem Zwecke so schlecht entsprechen?<br />

Sie macht vor der Hand sich Luft in Stoßseufzern,<br />

wie: »Ach, warum sind der Thränen unter'm<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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