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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63277 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 202<br />

Möglichkeit: wir übersehn das Leben frei nach allen<br />

Seiten, weit hinaus über die Gegenwart <strong>und</strong> Wirklichkeit.<br />

Was <strong>als</strong>o im Raum <strong>und</strong> für die sinnliche Erkenntniß<br />

das Auge ist, das ist gewissermaaßen in der<br />

Zeit <strong>und</strong> für die innere Erkenntniß die Vernunft. Wie<br />

aber die Sichtbarkeit der Gegenstände ihren Werth<br />

<strong>und</strong> Bedeutung doch nur dadurch hat, daß sie die<br />

Fühlbarkeit derselben verkündigt, so liegt der ganze<br />

Werth der abstrakten Erkenntniß immer in ihrer Beziehung<br />

auf die anschauliche. Daher auch legt der natürliche<br />

Mensch immer viel mehr Werth auf das unmittelbar<br />

<strong>und</strong> anschaulich Erkannte, <strong>als</strong> auf die abstrakten<br />

Begriffe, das bloß Gedachte: er zieht die empirische<br />

Erkenntniß der logischen vor. Umgekehrt<br />

aber sind diejenigen gesinnt, welche mehr in Worten,<br />

<strong>als</strong> Thaten leben, mehr in Papier <strong>und</strong> Bücher, <strong>als</strong> in<br />

die wirkliche <strong>Welt</strong> gesehn haben, <strong>und</strong> die in ihrer<br />

größten Ausartung zu Pedanten <strong>und</strong> Buchstabenmenschen<br />

werden. Daraus allein ist es begreiflich, wie<br />

Leibnitz nebst Wolf <strong>und</strong> allen ihren Nachfolgern, so<br />

weit sich verirren konnten, nach dem Vorgange des<br />

Duns Skotus, die anschauliche Erkenntniß für eine<br />

nur verworrene abstrakte zu erklären! Zur Ehre Spinoza's<br />

muß ich erwähnen, daß sein richtigerer Sinn umgekehrt<br />

alle Gemeinbegriffe für entstanden aus der<br />

Verwirrung des anschaulich Erkannten erklärt hat.<br />

(Eth. II, prop. 40, Schol. 1.) – Aus jener verkehrten<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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