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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63800 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 725<br />

gertes Wohlseyn suchend, in der andern großes Leiden<br />

hervorbringt <strong>und</strong> so, im heftigen Drange, die<br />

Zähne in sein eigenes Fleisch schlägt, nicht wissend,<br />

daß er immer nur sich selbst verletzt, dergestalt, durch<br />

das Medium der Individuation, den Widerstreit mit<br />

sich selbst offenbarend, welchen er in seinem Innern<br />

trägt. Der Quäler <strong>und</strong> der Gequälte sind Eines. Jener<br />

irrt, indem er sich der Quaal, dieser, indem er sich der<br />

Schuld nicht theilhaft glaubt. Giengen ihnen Beiden<br />

die Augen auf, so würde der das Leid verhängt erkennen,<br />

daß er in Allem lebt, was auf der weiten <strong>Welt</strong><br />

Quaal leidet <strong>und</strong>, wenn mit Vernunft begabt, vergeblich<br />

nachsinnt, warum es zu so großem Leiden, dessen<br />

Verschuldung es nicht einsieht, ins Daseyn gerufen<br />

ward: <strong>und</strong> der Gequälte würde einsehn, daß alles<br />

Böse, das auf der <strong>Welt</strong> verübt wird, oder je ward, aus<br />

jenem <strong>Wille</strong>n fließt, der auch sein Wesen ausmacht,<br />

auch in ihm erscheint <strong>und</strong> er durch diese Erscheinung<br />

<strong>und</strong> ihre Bejahung alle Leiden auf sich genommen<br />

hat, die aus solchem <strong>Wille</strong>n hervorgehn <strong>und</strong> sie mit<br />

Recht erduldet, so lange er dieser <strong>Wille</strong> ist. – Aus dieser<br />

Erkenntniß spricht der ahndungsvolle Dichter Calderon<br />

im »Leben ein Traum«:<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie<br />

Pues el delito mayor<br />

Del hombre es haber nacido.<br />

(Denn die größte Schuld des Menschen

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