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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64996 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1921<br />

wirkliche. Aber Der, dem selbst alle Vorzüge <strong>und</strong><br />

Verdienste mangeln, wünscht, daß es gar keine gäbe:<br />

ihr Anblick an Andern spannt ihn auf die Folter; der<br />

blasse, grüne, gelbe Neid verzehrt sein Inneres: er<br />

möchte alle persönlich Bevorzugten vernichten <strong>und</strong><br />

ausrotten: muß er sie aber leider leben lassen, so soll<br />

es nur unter der Bedingung seyn, daß sie ihre Vorzüge<br />

verstecken, völlig verleugnen, ja abschwören. <strong>Die</strong>s<br />

<strong>als</strong>o ist die Wurzel der so häufigen Lobreden auf die<br />

Bescheidenheit. Und wenn solche Präkonen derselben<br />

Gelegenheit haben, das Verdienst im Entstehn zu ersticken,<br />

oder wenigstens zu verhindern, daß es sich<br />

zeige, daß es bekannt werde, – wer wird zweifeln, daß<br />

sie es thun? Denn dies ist die Praxis zu ihrer Theorie.<br />

–<br />

Wenn nun gleich der Dichter, wie jeder Künstler,<br />

uns immer nur das Einzelne, Individuelle, vorführt; so<br />

ist was er erkannte <strong>und</strong> uns dadurch erkennen lassen<br />

will, doch die (Platonische) Idee, die ganze Gattung:<br />

daher wird in seinen Bildern gleichsam der Typus der<br />

menschlichen Charaktere <strong>und</strong> Situationen ausgeprägt<br />

seyn. Der erzählende, auch der dramatische Dichter<br />

nimmt aus dem Leben das ganz Einzelne heraus <strong>und</strong><br />

schildert es genau in seiner Individualität, offenbart<br />

aber hiedurch das ganze menschliche Daseyn; indem<br />

er zwar scheinbar es mit dem Einzelnen, in Wahrheit<br />

aber mit Dem, was überall <strong>und</strong> zu allen Zeiten ist, zu<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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