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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64745 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1670<br />

unbefangener Naturauffassung, <strong>und</strong> ist sich der metaphysischen<br />

Wichtigkeit seines Ausspruchs so wenig<br />

bewußt, wie der contradictio in adjecto, die im Begriff<br />

eines »<strong>als</strong> Objektives Empf<strong>und</strong>enen« liegt, welches<br />

er sogar noch weitläuftig ausführt. Er weiß nicht,<br />

daß alle Empfindung wesentlich subjektiv, alles Objektive<br />

aber Anschauung, mithin Produkt des Verstandes<br />

ist. <strong>Die</strong>s thut jedoch dem Wahren <strong>und</strong> Wichtigen<br />

seines Ausspruchs keinen Abbruch.<br />

In der That ist die Wahrheit, daß <strong>Wille</strong> auch ohne<br />

Erkenntniß bestehn könne, am Pflanzenleben augenscheinlich,<br />

man möchte sagen handgreiflich erkennbar.<br />

Denn hier sehn wir ein entschiedenes Streben,<br />

durch Bedürfnisse bestimmt, mannigfaltig modificirt<br />

<strong>und</strong> der Verschiedenheit der Umstände sich anpassend,<br />

– dennoch offenbar ohne Erkenntniß. – Und<br />

eben weil die Pflanze erkenntnißlos ist, trägt sie ihre<br />

Geschlechtstheile prunkend zur Schau, in gänzlicher<br />

Unschuld: sie weiß nichts davon. Sobald hingegen, in<br />

der Wesenreihe, die Erkenntniß eintritt, verlegen die<br />

Geschlechtstheile sich an eine verborgene Stelle. Der<br />

Mensch aber, bei welchem dies wieder weniger der<br />

Fall ist, verhüllt sich absichtlich: er schämt sich<br />

ihrer. –<br />

Zunächst nun <strong>als</strong>o ist die Lebenskraft identisch mit<br />

dem <strong>Wille</strong>n: allein auch alle andern Naturkräfte sind<br />

es; obgleich dies weniger augenfällig ist. Wenn wir<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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