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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64321 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1246<br />

leiten, während die abstrakte der Vernunft es nur<br />

unter Vermittelung des Gedächtnisses kann. Hieraus<br />

entspringt der Vorzug der intuitiven Erkenntniß für<br />

alle die Fälle, die keine Zeit zur Ueberlegung gestatten,<br />

<strong>als</strong>o für den täglichen Verkehr, in welchem eben<br />

deshalb die Weiber excelliren. Nur wer das Wesen<br />

der Menschen, wie sie in der Regel sind, intuitiv erkannt<br />

hat <strong>und</strong> eben so die Individualität des gegenwärtigen<br />

Einzelnen auffaßt, wird diesen mit Sicherheit<br />

<strong>und</strong> richtig zu behandeln verstehn. Ein Anderer<br />

mag alle dreih<strong>und</strong>ert Klugheitsregeln des Gracian<br />

auswendig wissen; dies wird ihn nicht vor Balourdisen<br />

<strong>und</strong> Mißgriffen schützen, wenn jene intuitive Erkenntniß<br />

ihm abgeht. Denn alle abstrakte Erkenntniß<br />

giebt zuvörderst bloß allgemeine Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Regeln;<br />

aber der einzelne Fall ist fast nie genau nach der<br />

Regel zugeschnitten: sodann soll diese nun erst das<br />

Gedächtniß zu rechter Zeit vergegenwärtigen; was<br />

selten pünktlich geschieht: dann soll aus dem vorliegenden<br />

Fall die propositio minor gebildet <strong>und</strong> endlich<br />

die Konklusion gezogen werden. Ehe das Alles<br />

geschehn, wird die Gelegenheit uns meistens schon<br />

das kahle Hinterhaupt zugekehrt haben, <strong>und</strong> dann dienen<br />

jene trefflichen Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Regeln höchstens,<br />

uns hinterher die Größe des begangenen Fehlers ermessen<br />

zu lassen. Freilich wird hieraus, mittelst Zeit,<br />

Erfahrung <strong>und</strong> Uebung, die <strong>Welt</strong>klugheit langsam er-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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