18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63486 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 411<br />

§ 38<br />

Wir haben in der ästhetischen Betrachtungsweise<br />

zwei unzertrennliche Bestandtheile gef<strong>und</strong>en: die Erkenntniß<br />

des Objekts, nicht <strong>als</strong> einzelnen Dinges,<br />

sondern <strong>als</strong> Platonischer Idee, d.h. <strong>als</strong> beharrender<br />

Form dieser ganzen Gattung von Dingen; sodann das<br />

Selbstbewußtseyn des Erkennenden, nicht <strong>als</strong> Individuums,<br />

sondern <strong>als</strong> reinen, willenlosen Subjekts der<br />

Erkenntniß. <strong>Die</strong> Bedingung, unter welcher beide Bestandtheile<br />

immer vereint eintreten, war das Verlassen<br />

der an den Satz vom Gr<strong>und</strong> geb<strong>und</strong>enen Erkenntnißweise,<br />

welche hingegen zum <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns, wie<br />

auch zur Wissenschaft, die allein taugliche ist. –<br />

Auch das Wohlgefallen, das durch die Betrachtung<br />

des Schönen erregt wird, werden wir aus jenen beiden<br />

Bestandtheilen hervorgehn sehn, <strong>und</strong> zwar bald mehr<br />

aus dem einen, bald mehr aus dem andern, je nachdem<br />

der Gegenstand der ästhetischen Kontemplation ist.<br />

Alles Wollen entspringt aus Bedürfniß, <strong>als</strong>o aus<br />

Mangel, <strong>als</strong>o aus Leiden. <strong>Die</strong>sem macht die Erfüllung<br />

ein Ende; jedoch gegen einen Wunsch, der erfüllt<br />

wird, bleiben wenigstens zehn versagt: ferner, das Begehren<br />

dauert lange, die Forderungen gehn ins Unendliche;<br />

die Erfüllung ist kurz <strong>und</strong> kärglich bemessen.<br />

Sogar aber ist die endliche Befriedigung selbst nur<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!