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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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65010 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1935<br />

Seite des Lebens uns vorgeführt, der Jammer der<br />

Menschheit, die Herrschaft des Zufalls <strong>und</strong> des Irrthums,<br />

der Fall des Gerechten, der Triumph der<br />

Bösen: <strong>als</strong>o die unserm <strong>Wille</strong>n geradezu widerstrebende<br />

Beschaffenheit der <strong>Welt</strong> wird uns vor Augen<br />

gebracht. Bei diesem Anblick, fühlen wir uns aufgefordert,<br />

unsern <strong>Wille</strong>n vom Leben abzuwenden, es<br />

nicht mehr zu wollen <strong>und</strong> zu lieben. Gerade dadurch<br />

aber werden wir inne, daß <strong>als</strong>dann noch etwas Anderes<br />

an uns übrig bleibt, was wir durchaus nicht positiv<br />

erkennen können, sondern bloß negativ, <strong>als</strong> Das,<br />

was nicht das Leben will. Wie der Septimenackord<br />

den Gr<strong>und</strong>ackord, wie die röche Farbe die grüne fordert<br />

<strong>und</strong> sogar im Auge hervorbringt; so fordert jedes<br />

Trauerspiel ein ganz anderartiges Daseyn, eine andere<br />

<strong>Welt</strong>, deren Erkenntniß uns immer nur indirekt, wie<br />

eben hier durch solche Forderung, gegeben werden<br />

kann. Im Augenblick der tragischen Katastrophe wird<br />

uns, deutlicher <strong>als</strong> jem<strong>als</strong>, die Ueberzeugung, daß das<br />

Leben ein schwerer Traum sei, aus dem wir zu erwachen<br />

haben. Insofern ist die Wirkung des Trauerspiels<br />

analog der des dynamischen Erhabenen, indem es, wie<br />

dieses, uns über den <strong>Wille</strong>n <strong>und</strong> sein Interesse hinaushebt<br />

<strong>und</strong> uns so umstimmt, daß wir am Anblick, des<br />

ihm geradezu Widerstrebenden Gefallen finden. Was<br />

allem Tragischen, in welcher Gestalt es auch auftrete,<br />

den eigenthümlichen Schwung zur Erhebung giebt, ist<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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