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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63721 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 646<br />

seine bloße Gestalt, die Form unter der er sich darstellt,<br />

vom Zufall abhängt, daß <strong>als</strong>o unser gegenwärtiges<br />

Leiden eine Stelle ausfüllt, in welche, ohne dasselbe,<br />

sogleich ein anderes träte, das Jetzt von jenem<br />

ausgeschlossen wird, daß demnach, im Wesentlichen,<br />

das Schicksal uns wenig anhaben kann; so könnte<br />

eine solche Reflexion, wenn sie zur lebendigen Ueberzeugung<br />

würde, einen bedeutenden Grad Stoischen<br />

Gleichmuths herbeiführen <strong>und</strong> die ängstliche Besorgniß<br />

um das eigene Wohl sehr vermindern. In der That<br />

aber mag eine so viel vermögende Herrschaft der Vernunft<br />

über das unmittelbar gefühlte Leiden selten oder<br />

nie sich finden.<br />

Uebrigens könnte man durch jene Betrachtung über<br />

die Unvermeidlichkeit des Schmerzes <strong>und</strong> über das<br />

Verdrängen des einen durch den andern <strong>und</strong> das Herbeiziehn<br />

des neuen durch den Austritt des vorigen,<br />

sogar auf die paradoxe, aber nicht ungereimte Hypothese<br />

geleitet werden, daß in jedem Individuum das<br />

Maaß des ihm wesentlichen Schmerzes durch seine<br />

Natur ein für alle Mal bestimmt wäre, welches Maaß<br />

weder leer bleiben, noch überfüllt werden könnte, wie<br />

sehr auch die Form des Leidens wechseln mag. Sein<br />

Leiden <strong>und</strong> Wohlseyn wäre demnach gar nicht von<br />

außen, sondern eben nur durch jenes Maaß, jene Anlage,<br />

bestimmt, welche zwar durch das physische Befinden<br />

einige Ab- <strong>und</strong> Zunahme zu verschiedenen Zei-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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