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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63890 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 815<br />

Religion <strong>und</strong> alle überkommenen Begriffe ihn im<br />

Morde das schwerste Verbrechen erkennen lassen, er<br />

aber dennoch dieses in der St<strong>und</strong>e seines eigenen<br />

Todes begeht, <strong>und</strong> zwar ohne irgend ein egoistisches<br />

Motiv dabei haben zu können; so läßt sich die That<br />

nur daraus erklären, daß hier der <strong>Wille</strong> des Individuums<br />

sich unmittelbar wiedererkennt in den Kindern,<br />

jedoch befangen in dem Wahn, der die Erscheinung<br />

für das Wesen an sich hält, <strong>und</strong> dabei tief ergriffen<br />

von der Erkenntniß des Jammers alles Lebens, jetzt<br />

vermeint, mit der Erscheinung das Wesen selbst aufzuheben,<br />

<strong>und</strong> daher sich <strong>und</strong> die Kinder, in denen er<br />

unmittelbar sich selbst wieder leben sieht, aus dem<br />

Daseyn <strong>und</strong> seinem Jammer erretten will. – Ein diesem<br />

ganz analoger Irrweg wäre es, wenn man wähnte,<br />

das Selbe, was freiwillige Keuschheit leistet, erreichen<br />

zu können durch Vereitelung der Zwecke der<br />

Natur bei der Befruchtung, oder gar indem man, in<br />

Betracht der unausbleiblichen Leiden des Lebens, den<br />

Tod des Neugeborenen beförderte, statt vielmehr<br />

Alles zu thun, um Jedem, welches sich ins Leben<br />

drängt, das Leben zu sichern. Denn wenn <strong>Wille</strong> zum<br />

Leben daist, so kann ihn, <strong>als</strong> das allein Metaphysische<br />

oder das Ding an sich, keine Gewalt brechen,<br />

sondern sie kann bloß seine Erscheinung an diesem<br />

Ort zu dieser Zeit zerstören. Er selbst kann durch<br />

nichts aufgehoben werden, <strong>als</strong> durch Erkenntniß.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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