18.01.2013 Aufrufe

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64924 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1849<br />

trag des Daseyns anzusehn. Deshalb geht beim Genuß<br />

derselben uns das Herz auf: denn wir tauchen dabei<br />

aus dem schweren Erdenäther der Bedürftigkeit auf. –<br />

<strong>Die</strong>sem analog sehn wir, auch außerdem, das Schöne<br />

selten mit dem Nützlichen vereint. <strong>Die</strong> hohen <strong>und</strong><br />

schönen Bäume tragen kein Obst: die Obstbäume<br />

sind kleine, häßliche Krüppel. <strong>Die</strong> gefüllte Gartenrose<br />

ist nicht fruchtbar, sondern die kleine, wilde, fast geruchlose<br />

ist es. <strong>Die</strong> schönsten Gebäude sind nicht die<br />

nützlichen: ein Tempel ist kein Wohnhaus. Ein<br />

Mensch von hohen, seltenen Geistesgaben, genöthigt<br />

einem bloß nützlichen Geschäft, dem der Gewöhnlichste<br />

gewachsen wäre, obzuliegen, gleicht einer<br />

köstlichen, mit schönster Malerei geschmückten<br />

Vase, die <strong>als</strong> Kochtopf verbraucht wird; <strong>und</strong> die nützlichen<br />

Leute mit den Leuten von Genie vergleichen,<br />

ist wie Bausteine mit Diamanten vergleichen.<br />

Der bloß praktische Mensch <strong>als</strong>o gebraucht seinen<br />

Intellekt zu Dem, wozu ihn die Natur bestimmte,<br />

nämlich zum Auffassen der Beziehungen der Dinge,<br />

theils zu einander, theils zum <strong>Wille</strong>n des erkennenden<br />

Individuums. Das Genie hingegen gebraucht ihn, der<br />

Bestimmung desselben entgegen, zum Auffassen des<br />

objektiven Wesens der Dinge. Sein Kopf gehört daher<br />

nicht ihm, sondern der <strong>Welt</strong> an, zu deren Erleuchtung<br />

in irgend einem Sinne er beitragen wird. Hieraus müssen<br />

dem damit begünstigten Individuo vielfältige<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!