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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63492 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 417<br />

sie in so sehr verschönerndem Lichte uns darstellt,<br />

durch eine Selbsttäuschung. Denn indem wir längst<br />

vergangene Tage, an einem fernen Orte verlebt, uns<br />

vergegenwärtigen, sind es die Objekte allein, welche<br />

unsere Phantasie zurückruft, nicht das Subjekt des<br />

<strong>Wille</strong>ns, das seine unheilbaren Leiden dam<strong>als</strong> eben so<br />

wohl mit sich herumtrug, wie jetzt; aber diese sind<br />

vergessen, weil sie seitdem schon oft andern Platz gemacht<br />

haben. Nun wirkt die objektive Anschauung in<br />

der Erinnerung eben so, wie die gegenwärtige wirken<br />

würde, wenn wir es über uns vermöchten, uns willensfrei<br />

ihr hinzugeben. Daher kommt es, daß besonders<br />

wann mehr <strong>als</strong> gewöhnlich irgend eine Noth uns<br />

beängstiget, die plötzliche Erinnerung an Scenen der<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> Entfernung wie ein verlorenes Paradies<br />

an uns vorüberfliegt. Bloß das Objektive, nicht<br />

das Individuell-Subjektive ruft die Phantasie zurück,<br />

<strong>und</strong> wir bilden uns ein, daß jenes Objektive dam<strong>als</strong><br />

eben so rein, von keiner Beziehung auf den <strong>Wille</strong>n<br />

getrübt vor uns gestanden habe, wie jetzt sein Bild in<br />

der Phantasie: da doch vielmehr die Beziehung der<br />

Objekte auf unser Wollen uns dam<strong>als</strong> Quaal schuf, so<br />

gut wie jetzt. Wir können durch die gegenwärtigen<br />

Objekte, eben so wohl, wie durch die entfernten, uns<br />

allem Leiden entziehn, sobald wir uns zur rein objektiven<br />

Betrachtung derselben erheben <strong>und</strong> so die Illusion<br />

hervorzubringen vermögen, daß allein jene Objek-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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