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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63742 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 667<br />

lens, dessen Objektität seine Person ist. – So wenig<br />

eine äußere Macht diesen <strong>Wille</strong>n ändern oder aufheben<br />

kann, so wenig auch kann irgend eine fremde<br />

Macht ihn von den Quaalen befreien, die aus dem<br />

Leben hervorgehn, welches die Erscheinung jenes<br />

<strong>Wille</strong>ns ist. Immer ist der Mensch auf sich selbst zurückgewiesen,<br />

wie in jeder, so in der Hauptsache.<br />

Vergebens macht er sich Götter, um von ihnen zu erbetteln<br />

<strong>und</strong> zu erschmeicheln was nur die eigene <strong>Wille</strong>nskraft<br />

herbeizuführen vermag. Hatte das Alte Testament<br />

die <strong>Welt</strong> <strong>und</strong> den Menschen zum Werk eines<br />

Gottes gemacht; so sah das Neue Testament, um zu<br />

lehren, daß Heil <strong>und</strong> Erlösung aus dem Jammer dieser<br />

<strong>Welt</strong> nur von ihr selbst ausgehn kann, sich genöthigt,<br />

jenen Gott Mensch werden zu lassen. Des Menschen<br />

<strong>Wille</strong> ist <strong>und</strong> bleibt es, wovon Alles für ihn abhängt.<br />

Saniassis, Märtyrer, Heilige jedes Glaubens <strong>und</strong> Namens,<br />

haben freiwillig <strong>und</strong> gern jede Marter erduldet,<br />

weil in ihnen der <strong>Wille</strong> zum Leben sich aufgehoben<br />

hatte; dann aber war sogar die langsame Zerstörung<br />

seiner Erscheinung ihnen willkommen. Doch ich will<br />

der fernem Darstellung nicht vorgreifen. – Uebrigens<br />

kann ich hier die Erklärung nicht zurückhalten, daß<br />

mir der Optimismus, wo er nicht etwan das gedankenlose<br />

Reden Solcher ist, unter deren platten Stirnen<br />

nichts <strong>als</strong> Worte herbergen, nicht bloß <strong>als</strong> eine absurde,<br />

sondern auch <strong>als</strong> eine wahrhaft ruchlose Den-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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