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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63647 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 572<br />

Leben, dem Leben die Gegenwart sicher <strong>und</strong> gewiß. –<br />

Freilich, wenn wir zurückdenken an die verflossenen<br />

Jahrtausende, an die Millionen von Menschen, die in<br />

ihnen lebten; dann fragen wir: Was waren sie? Was<br />

ist aus ihnen geworden? – Aber wir dürfen dagegen<br />

nur die Vergangenheit unsers eigenen Lebens uns zurückrufen<br />

<strong>und</strong> ihre Scenen lebhaft in der Phantasie erneuern,<br />

<strong>und</strong> nun wieder fragen: Was war dies alles?<br />

Was ist aus ihm geworden? – Wie mit ihm, so ist es<br />

mit dem Leben jener Millionen. Oder sollten wir meinen,<br />

die Vergangenheit erhielte dadurch, daß sie<br />

durch den Tod besiegelt ist, ein neues Daseyn? Unsere<br />

eigene Vergangenheit, auch die nächste <strong>und</strong> der<br />

gestrige Tag, ist nur noch ein nichtiger Traum der<br />

Phantasie, <strong>und</strong> das Selbe ist die Vergangenheit aller<br />

jener Millionen. Was war? Was ist? – Der <strong>Wille</strong>, dessen<br />

Spiegel das Leben ist, <strong>und</strong> das willensfreie Erkennen,<br />

welches in jenem Spiegel ihn deutlich erblickt.<br />

Wer <strong>Die</strong>s noch nicht erkannt hat, oder nicht erkennen<br />

will, muß zu jener obigen Frage nach dem Schicksal<br />

vergangener Geschlechter, auch noch diese fügen:<br />

warum gerade er, der Fragende, so glücklich ist, diese<br />

kostbare, flüchtige, allein reale Gegenwart inne zu<br />

haben, während jene H<strong>und</strong>erte von Menschengeschlechtern,<br />

ja auch die Helden <strong>und</strong> Weisen jener Zeiten,<br />

in die Nacht der Vergangenheit gesunken <strong>und</strong> dadurch<br />

zu Nichts geworden sind; er aber, sein unbe-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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