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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64349 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1274<br />

steht, der allemal sicher ist. <strong>Die</strong>s verleiht ihnen den<br />

Charakter rein objektiver Wissenschaften, d.h. solcher,<br />

über deren Wahrheiten Alle, welche dieselben<br />

verstehn, auch übereinstimmend urtheilen müssen;<br />

welches um so auffallender ist, <strong>als</strong> gerade sie auf den<br />

subjektiven Formen des Intellekts beruhen, während<br />

die empirischen Wissenschaften allein es mit dem<br />

handgreiflich Objektiven zu thun haben.<br />

Aeußerungen der Urtheilskraft sind auch Witz <strong>und</strong><br />

Scharfsinn: in jenem ist sie reflektirend, in diesem<br />

subsumirend thätig. Bei den meisten Menschen ist die<br />

Urtheilskraft bloß nominell vorhanden: es ist eine Art<br />

Ironie, daß man sie den normalen Geisteskräften beizählt,<br />

statt sie allein den monstris per excessum zuzuschreiben.<br />

<strong>Die</strong> gewöhnlichen Köpfe zeigen selbst in<br />

den kleinsten Angelegenheiten Mangel an Zutrauen zu<br />

ihrem eigenen Urtheil; eben weil sie aus Erfahrung<br />

wissen, daß es keines verdient. Seine Stelle nimmt bei<br />

ihnen Vorurtheil <strong>und</strong> Nachurtheil ein; wodurch sie in<br />

einem Zustand fortdauernder Unmündigkeit erhalten<br />

werden, aus welcher unter vielen H<strong>und</strong>erten kaum<br />

Einer losgesprochen wird. Eingeständlich ist sie freilich<br />

nicht; da sie sogar vor sich selber zum Schein urtheilen,<br />

dabei jedoch stets nach der Meinung Anderer<br />

schielen, welche ihr heimlicher Richtpunkt bleibt.<br />

Während jeder sich schämen würde, in einem geborgten<br />

Rock, Hut oder Mantel umherzugehn, haben sie<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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