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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63824 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 749<br />

Innersten will, das muß er seyn: <strong>und</strong> was Jeder ist, das<br />

will er eben. – Also neben der bloß gefühlten Erkenntniß<br />

der Scheinbarkeit <strong>und</strong> Nichtigkeit der die Individuen<br />

absondernden Formen der <strong>Vorstellung</strong>, ist es<br />

die Selbsterkenntniß des eigenen <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> seines<br />

Grades, welche dem Gewissen den Stachel giebt. Der<br />

Lebenslauf wirkt das Bild des empirischen Chrakters,<br />

dessen Original der intelligible ist, <strong>und</strong> der Böse erschrickt<br />

bei diesem Bilde; gleichviel ob es mit großen<br />

Zügen gewirkt ist, so daß die <strong>Welt</strong> seinen Abscheu<br />

theilt, oder mit so kleinen, daß er allein es sieht: denn<br />

nur ihn betrifft es unmittelbar. Das Vergangene wäre<br />

gleichgültig, <strong>als</strong> bloße Erscheinung, <strong>und</strong> könnte nicht<br />

das Gewissen beängstigen, fühlte sich nicht der Charakter<br />

frei von aller Zeit <strong>und</strong> durch sie unveränderlich,<br />

so lange er nicht sich selbst verneint. Darum lasten<br />

längst geschehene Dinge immer noch auf dem Gewissen.<br />

<strong>Die</strong> Bitte: »Führe mich nicht in Versuchung«,<br />

sagt: »Lass' es mich nicht sehn, wer ich bin.« – An<br />

der Gewalt, mit welcher der Böse das Leben bejaht,<br />

<strong>und</strong> die sich ihm darstellt an dem Leiden, welches er<br />

über Andere verhängt, ermißt er die Ferne, in welcher<br />

von ihm das Aufgeben <strong>und</strong> Verneinen eben jenes <strong>Wille</strong>ns,<br />

die einzig mögliche Erlösung von der <strong>Welt</strong> <strong>und</strong><br />

ihrer Quaal liegt. Er sieht, wie weit er ihr angehört<br />

<strong>und</strong> wie fest er ihr verb<strong>und</strong>en ist: das erkannte Leiden<br />

Anderer hat ihn nicht bewegen können: dem Leben<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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