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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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64977 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1902<br />

rein objektivem Sinne gedacht, der gothische mehr in<br />

subjektivem. – Wollen wir jedoch, wie wir <strong>als</strong> den eigentlichen,<br />

ästhetischen Gr<strong>und</strong>gedanken der antiken<br />

Baukunst die Entfaltung des Kampfes zwischen Starrheit<br />

<strong>und</strong> Schwere erkannt haben, auch in der Gothischen<br />

einen analogen Gr<strong>und</strong>gedanken auffinden; so<br />

müßte es dieser seyn, daß hier die gänzliche Ueberwältigung<br />

<strong>und</strong> Besiegung der Schwere durch die<br />

Starrheit dargestellt werden soll. Denn demgemäß ist<br />

hier die Horizontallinie, welche die der Last ist, fast<br />

ganz verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> das Wirken der Schwere tritt<br />

nur noch indirekt, nämlich in Bogen <strong>und</strong> Gewölbe<br />

verlarvt, auf, während die Vertikallinie, welche die<br />

der Stütze ist, allein herrscht, <strong>und</strong> in unmäßig hohen<br />

Strebepfeilern, Thürmen, Thürmchen <strong>und</strong> Spitzen<br />

ohne Zahl, welche unbelastet in die Höhe gehn, das<br />

siegreiche Wirken der Starrheit versinnlicht. Während<br />

in der antiken Baukunst das Streben <strong>und</strong> Drängen von<br />

oben nach unten eben so wohl vertreten <strong>und</strong> dargelegt<br />

ist, wie das von unten nach oben; so herrscht hier das<br />

letztere entschieden vor: wodurch auch jene oft bemerkte<br />

Analogie mit dem Krystall entsteht, da dessen<br />

Anschießen ebenfalls mit Ueberwältigung der Schwere<br />

geschieht. Wenn wir nun diesen Sinn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gedanken<br />

der Gothischen Baukunst unterlegen <strong>und</strong> diese<br />

dadurch <strong>als</strong> gleichberechtigten Gegensatz der antiken<br />

aufstellen wollten; so wäre dagegen zu erinnern, daß<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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