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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63731 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 656<br />

Kämpfen um Glück, nie aber das bleibende <strong>und</strong> vollendete<br />

Glück selbst darstellen. Sie führt ihren Helden<br />

durch tausend Schwierigkeiten <strong>und</strong> Gefahren bis zum<br />

Ziel: sobald es erreicht ist, läßt sie schnell den Vorhang<br />

fallen. Denn es bliebe ihr jetzt nichts übrig, <strong>als</strong><br />

zu zeigen, daß das glänzende Ziel, in welchem der<br />

Held das Glück zu finden wähnte, auch ihn nur geneckt<br />

hatte, <strong>und</strong> er nach dessen Erreichung nicht besser<br />

daran war, <strong>als</strong> zuvor. Weil ein achtes, bleibendes<br />

Glück nicht möglich ist, kann es kein Gegenstand der<br />

Kunst seyn. Zwar ist der Zweck des Idylls wohl eigentlich<br />

die Schilderung eines solchen: allein man<br />

sieht auch, daß das Idyll <strong>als</strong> solches sich nicht halten<br />

kann. Immer wird es dem Dichter unter den Händen<br />

entweder episch, <strong>und</strong> ist dann nur ein sehr unbedeutendes<br />

Epos, aus kleinen Leiden, kleinen Freuden <strong>und</strong><br />

kleinen Bestrebungen zusammengesetzt: dies ist der<br />

häufigste Fall; oder aber es wird zur bloß beschreibenden<br />

Poesie, schildert die Schönheit der Natur, d.h.<br />

eigentlich das reine willensfreie Erkennen, welches<br />

freilich auch in der That das einzige reine Glück ist,<br />

dem weder Leiden noch Bedürfniß vorhergeht, noch<br />

auch Reue, Leiden, Leere, Ueberdruß nothwendig<br />

folgt: nur kann dieses Glück nicht das ganze Leben<br />

füllen, sondern bloß Augenblicke desselben. – Was<br />

wir in der Poesie sehn, finden wir in der Musik wieder,<br />

in deren Melodie wir ja die allgemein ausge-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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