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Arthur Schopenhauer - Die Welt als Wille und Vorstellung

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63840 <strong>Schopenhauer</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 765<br />

fremde Individuum dem eigenen vorzuziehn. Wohl<br />

aber kann die Mehrzahl der fremden Individuen, deren<br />

ganzes Wohlseyn oder Leben in Gefahr ist, die Rücksicht<br />

auf das eigene Wohl des Einzelnen überwiegen.<br />

In solchem Falle wird der zur höchsten Güte <strong>und</strong> zum<br />

vollendeten Edelmuth gelangte Charakter sein Wohl<br />

<strong>und</strong> sein Leben gänzlich zum Opfer bringen für das<br />

Wohl vieler Andern: so starb Kodros, so Leonidas, so<br />

Regulus, so Decius Mus, so Amold von Winkelried,<br />

so Jeder, der freiwillig <strong>und</strong> bewußt für die Seinigen,<br />

für das Vaterland, in den gewissen Tod geht. Auch<br />

steht auf dieser Stufe Jeder, der zur Behauptung Dessen,<br />

was der gesammten Menschheit zum Wohle gereicht<br />

<strong>und</strong> rechtmäßig angehört, d.h. für allgemeine,<br />

wichtige Wahrheiten <strong>und</strong> für Vertilgung großer Irrthümer,<br />

Leiden <strong>und</strong> Tod willig übernimmt: so starb<br />

Sokrates, so Jordanus Brunus, so fand mancher Held<br />

der Wahrheit den Tod auf dem Scheiterhaufen, unter<br />

den Händen der Priester.<br />

Nunmehr aber habe ich, in Hinsicht auf das oben<br />

ausgesprochene Paradoxon, daran zu erinnern, daß<br />

wir früher dem Leben im Ganzen das Leiden wesentlich<br />

<strong>und</strong> von ihm unzertrennlich gef<strong>und</strong>en haben, <strong>und</strong><br />

daß wir einsahen, wie jeder Wunsch aus einem Bedürfniß,<br />

einem Mangel, einem Leiden hervorgeht, daß<br />

daher jede Befriedigung nur ein hinweggenommener<br />

Schmerz, kein gebrachtes positives Glück ist, daß die<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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